Wohnen trifft Technik: SmartControl
Den Erfolgspfad von Herbert Lanzinger pflastern unterschiedlichste Kreationen. Aus der Einrichtungsplanung kommend, findet er das Thema Wohnen und Technik aktuell „saugut“, so der Tiroler Designers. Aktuellstes Highlight ist „SmartControl“, ein raffiniertes System zur Steuerung von Licht, Rollo & Co. in ansprechendem „Gewand“. Ein Einblick in den Designprozess.
wohndesigners: Am Anfang eines neuen Produkts steht oft ein Alltagserlebnis. Wie war das bei SmartControl?
H. Lanzinger: Schlüsselerlebnis und Auslöser dafür war die Planung eines Schauraums in Innsbruck. Ich habe mir den Verkaufsraum des Unternehmens angeschaut und dabei festgestellt, dass es mir mit dem dortigen Bus-System zum Beispiel unmöglich war, das Licht einzuschalten beziehungsweise habe ich einfach nicht gesehen, ob ich es nun eingeschaltet habe oder nicht. Dabei sollte das Paneel ja eigentlich so gestaltet sein, dass es gut verwendet werden kann. Zur gleichen Zeit hat Matthias Horx das Future Evolution House in Wien gebaut und hat mich dazu motiviert, meine Ideen umzusetzen. Das war dann auch der Startschuss für SmartControl: Mein Bruder Christoph und ich haben ein Konzept geschrieben, dieses dann bei der aws als impulse-Förderung eingereicht und die dann auch bekommen.
wohndesigners: Welche Idee steckt nun dahinter?
H. Lanzinger: Wir haben versucht etwas zu kreieren, das praktisch und ästhetisch ansprechend ist. Bei SmartControl haben wir die Ergonomie in das System hineingearbeitet, sodass der Nutzer kein Techniker sein muss, um es zu bedienen. Gleichzeitig war es uns wichtig, dass der Monitor selbst möglichst wenig Einfluss auf den Raum hat und gut aussieht. Anstatt eines Monitors haben wir eine Anzeige mit einem Laser entwickelt – der hat auf den Raum überhaupt keinen Einfluss außer einem zwei Zentimeter kleinen Loch in der Decke.
Außerdem wurde die Gewohnheit, einen Schalter zu drücken um Licht einzuschalten, aufgegriffen und integriert. Wir haben uns nur auf „Drehen und Drücken“ spezialisiert: SmartControl wird kurz angetippt und dann ist Licht.
wohndesigners: Das ist ein überraschend anderer Ansatz als der aktuelle Trend zur Touchscreen-Bedienung.
H. Lanzinger: Stimmt. Der Grund ist ein einfacher: Wenn ich einen Monitor habe, muss ich fingerführend arbeiten, Auge und Sinne konzentrieren auf den gleichen Platz. Das heißt wenn etwas an der Wand montiert ist, muss auch gegen die Wand geschaut werden. Und das wollte ich nicht.
wohndesigners: Was sollte erreicht werden?
H. Lanzinger: Ziel war es, in den Raum hineinschauen zu können. Klar sieht man, ob das Licht ein- oder ausgeschalten wird. Aber fährt zum Beispiel die Rollo wirklich hinunter? Welche Temperatur hat es gerade und auf welche wird sie verstellt? Mit SmartControl wird dies sichtbar gemacht und gleichzeitig mehr mit dem Raum selbst und was darin passiert kommuniziert als mit dem kleinen Gegenstand an der Wand. Dazu haben wir darauf geachtet, dass es nur eine Rückmeldung oder Information gibt wenn sie wirklich benötigt wird. Der große Nachteil eines Monitors ist, ihn genau auf Augenhöhe eines einzelnen Familienmitgliedes zu platzieren – es sind ja nicht alle gleich groß. Auch das war ein Grund, dass wir uns für „Drehen und Drücken“ entschieden. Das System ist ähnlich wie es bei Autos in der Mittelkonsole zu finden ist: Da muss auch keiner hinschauen um es zu bedienen, kann aber trotzdem eine Menüführung durchlaufen.
wohndesigners: Wie funktioniert SmartControl nun genau?
H. Lanzinger: Mit einem Laser werden die Daten auf die Wand, auf den Boden oder wohin auch immer projiziert. Der Laser selbst ist sehr unauffällig: Es ist nur ein kleiner Auslass in der Decke mit einem kleinen Spiegel dran, der dann die Informationen dorthin „schießt“, wo sie gebraucht werden. Er funktioniert auf jedem Material, bei jedem Licht, zu jeder Tageszeit.
wohndesigners: Klingt spannend. Ist das nur für private Räume oder auch für den Objektbereich gedacht?
H. Lanzinger: In erster Linie für Private, lässt sich aber auch bestens im Objekt einsetzen.
wohndesigners: Wo wurde SmartControl schon verwirklicht?
H. Lanzinger: Ein Prototyp ist in Matthias Horx‘ Arbeitsraum im Future Evolution House eingebaut. Aktuell arbeite ich an zwei Projekten, wo dieses System zum Einsatz kommt. Eines davon geht in Richtung Hotelzimmer und Licht- beziehungsweise Lichtstimmungssteuerung, beide werden bis Ende des Jahres realisiert sein. Mehr will und darf ich dazu aber nicht ausplaudern. Lasst euch überraschen!
Herbert Lanzinger ist ein Designer aus Leidenschaft und Tirol. Ein Portrait findet sich hier.