„Eine zeitgemäße Klassik-Kollektion“
Erstmals kreierte Christian Haas eine Badkollektion für Villeroy & Boch. Die Grundessenz der Klassik floss in „Antheus“ ein. Ein Interview.
Leichtigkeit und pure Eleganz, zusammengeführt in einem zeitgemäßen, klassischen Design – in Antheus von Villeroy & Boch verbinden sich edle Materialien, ausgewogene Proportionen und geometrische Konturen zu einer Premium-Kollektion von bleibender Schönheit. Das exklusive Designkonzept für Antheus hat der Designer Christian Haas entwickelt, der bereits mehrfach erfolgreich mit Villeroy & Boch zusammengearbeitet hat.
„Hier geht es nicht um Solisten, sondern um ein Orchester!“
1974 in Erlangen geboren, arbeitete er nach seinem erfolgreichen Industrial Design-Studium zunächst in München, bevor er 2007 nach Paris ging und dort ein Designstudio eröffnete. Seit Anfang 2015 lebt und arbeitet Christian Haas in Porto. Sein kreatives Spektrum reicht von Produktdesigns für Porzellan, Glas, Leuchten und Möbel bis hin zu Interior-Konzepten für namhafte Kunden in der ganzen Welt.
Sein unverkennbares Markenzeichen ist die spielerische Harmonie aus Reduziertheit und Eigenständigkeit, die klar und inspirierend zugleich anmutet. Getreu diesem Credo hat Christian Haas für den Bereich Tischkultur von Villeroy & Boch Erfolgskollektionen wie Urban Nature, Artesano Original und La Classica Nuova gestaltet. Die Premium-Kollektion Antheus ist nun seine erste Arbeit für den Produktbereich Bad und Wellness. Welche Erfahrungen er dabei gemacht hat, welche besonderen Herausforderungen eine komplette Badkollektion an den Gestalter stellt, welche Ideen und Inspirationen ihn zu dem umwerfend eleganten Antheus-Design geführt haben – darüber und über vieles mehr spricht Christian Haas im Interview.
Herr Haas, Sie arbeiten bereits seit vielen Jahren erfolgreich mit Villeroy & Boch zusammen. Was ist dabei für Sie besonders interessant?
Villeroy & Boch ist eine Marke, die sich ganz klar über bestimmte Attribute definiert: Tradition und der Wille zur Innovation sind prägnant, dazu Qualität, Kunsthandwerklichkeit und ein hoher Anspruch an Funktionalität und Design. In diesem Kontext war es für mich sehr interessant, an der Weiterentwicklung der Marke zu arbeiten und sie mit neuen Impulsen zu beleben.
Das war sicher nicht immer einfach, oder?
Nein, denn man muss den Spagat schaffen, eigene Ideen einzubringen und dabei trotzdem die Philosophie und die typische Handschrift von Villeroy & Boch respektieren. Das ist enorm wichtig, denn der Kunde hat eine ganz bestimmte Vorstellung von Villeroy & Boch. Also muss man seine Erwartungen erfüllen und ihn gleichzeitig überraschen.
„Bei einer Komplettkollektion wie Antheus geht es um ein Design für ganz unterschiedliche Elemente“
Gilt das auch für den Bereich Bad und Wellness?
Natürlich. Aber hier kommen noch weitere Aspekte hinzu: Bei einer Komplettkollektion wie Antheus geht es um ein Design für ganz unterschiedliche Elemente: Sanitärkeramik, Möbel und Badewanne, die aus verschiedenen Materialien hergestellt werden und trotzdem gestalterisch zusammenfinden müssen.
Konnten Sie dabei auf Ihre Erfahrungen aus der Tischkultur zurückgreifen?
Ja, und ich denke, das war ein großer Vorteil. Ich habe schon häufig mit dem Material Keramik gearbeitet und wusste, was gesetzt ist und wo ich Spielraum habe. Dadurch hatte ich mehr Zeit, mich auf Details zu konzentrieren und harmonische Proportionen, Linienführung und auch Materialkombinationen in den Fokus zu stellen.
„Keramik kann beides: kühl und warm.“
Und was unterscheidet die Arbeit für Tischkultur von der fürs Badezimmer?
Bei einer Badserie hat man mehr Vorgaben als bei einer Tischkollektion. Denn hier müssen zwangsläufig bestimmte Funktionalitäten, Mechanismen und Fertigungstechniken beachtet werden. Für mich als Gestalter ist das nicht unbedingt einschränkend, denn diese Vorgaben schaffen einen soliden Rahmen, in dem ich mich gestalterisch bewegen konnte. So war zwar nicht alles, aber vieles möglich. Der Ansatz fürs Design war ganzheitlich, denn die einzelnen Bausteine einer Kollektion wie Möbel, Keramik und Badewanne müssen funktional und in Materialität zusammenfinden. Hier geht es nicht um Solisten, sondern um ein Orchester! Das ist richtig spannend.
Lassen Sie uns kurz über Ihre Inspirationen und Ideen sprechen. Woher nehmen Sie die?
Generell reise ich sehr viel und inspiriere mich gerne durch Architektur, unterschiedliche Kulturen und ihre Menschen, Metropolen und Kunst. Als Designer sind die Sinne immer offen für Neues und Anregendes, auch außerhalb der Arbeit. Natürlich bin ich schon rein jobbedingt viel auf internationalen Messen wie der Maison & Objet oder dem Salone del Mobile unterwegs, da bekommt man recht rasch ein Gespür für Trends und Relevanz.
Heutzutage geht es nicht nur um ein Produkt oder eine Serie, sondern um Storytelling, das zum Markenkern der Firma und der Serie passt. Das muss sitzen wie ein Maßanzug, sonst wird es unauthentisch. Bei Antheus ging es um Materialkombinationen, die edel, ehrlich und bodenständig in der Anmutung sind und dabei zugleich reduziert und elegant in der Gestaltung.
Mit welchem Ergebnis?
Entstanden ist ein Materialdreiklang: kühles Metall versus warmes Holz mit Keramik als Vermittler. Denn Keramik kann beides: kühl und warm.
Mit welchem Ergebnis?
Entstanden ist ein Materialdreiklang: kühles Metall versus warmes Holz mit Keramik als Vermittler. Denn Keramik kann beides: kühl und warm.
In der Kommunikation zu Antheus liest man, die Kollektion sei „inspiriert durch Art Déco und die puristische Klarheit des Bauhaus-Designs“. Heißt das, Sie arbeiten mit Zitaten erfolgreicher Kunststile?
Nein, ganz und gar nicht. Antheus ist eine zeitgemäße Klassik-Kollektion und kein Mix von Stilzitaten! Es ging mir darum, Klassik in ihrer Grundessenz zu begreifen und in meine Arbeit einfließen zu lassen, etwa die perfekten Proportionen oder die facettierte Kante, und zu einer Grundharmonie zusammenzufügen. Dass man solche Ansätze auch bei Art Déco und Bauhaus findet, ist klar. Und natürlich inspirieren mich diese Designepochen – kein Designer ist frei von Inspiration.
Wie würden Sie die Gesamtanmutung von Antheus in einem Satz beschreiben?
Souverän, aber nicht elitär.
„Gute Badmöbel müssen funktional und ästhetisch ansprechend sein.“
Die Waschtische von Antheus bestehen aus TitanCeram. Was sagen Sie zu dem neuen Werkstoff?
TitanCeram ist ein großartiger Werkstoff, in Sachen Aussehen und Gestaltungsfreiheit. Man kann damit Designs ausarbeiten, die so mit herkömmlicher Sanitärkeramik nicht möglich sind – extrem dünne Wände, feine Linien, exakte Kanten, ja sogar Facetten.
Und wie haben Sie dazu die Möbel angelegt?
Gute Badmöbel müssen funktional und ästhetisch ansprechend sein. Mit Blick auf die filigrane Keramik sind die Möbel von Antheus besonders leicht und fein gestaltet, etwa der Hochschrank mit geringer Tiefe oder der Ganzkörperspiegel mit cleverem, verstecktem Stauraum. Und was die Qualität angeht, sind die Möbel absolut erstklassig. Denn sie werden im Villeroy & Boch-Möbelwerk im österreichischen Mondsee gefertigt, wo man eine jahrzehntelange Erfahrung in der handwerklichen Verarbeitung edler Hölzer hat.
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