Mit Passion auf neuen Wegen
Tradition, Handwerk & Design: Kreative und Wiener Labels begeben sich zur VIENNA DESIGN WEEK wieder auf „Passionswege“. Die Duette stehen – und lassen erahnen: Es wird spannend.
Weit über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus bekannt, tickt der Countdown zur diesjährigen VIENNA DESIGN WEEK. Nach dem Jubiläum im vorigen Jahr, machen auch bei der nunmehr 11. Runde von Österreichs größtem Designfestival von 29. September bis 8. Oktober 2017 mehr als 100 Veranstaltungen Wien wieder zur City Full of Design. Ein Highlight sind dabei die ebenso schon traditionellen wie stets innovativen Passionswege. „Die Passionswege sind gewissermaßen der Ursprung der VIENNA DESIGN WEEK. Es gab in den letzten 11 Jahren viele interessante Projekte zwischen Designschaffenden und Wiener Manufakturen. Das Tolle ist, dass es immer noch viele spannende Handwerksbetriebe zu entdecken gibt. Diese Vielfalt möchten wir den Besucherinnen und Besuchern zugänglich machen und damit das Bewusstsein für Produktionsprozesse sowohl aus Perspektive des Designs als auch aus Sicht der Manufakturen in der Stadt stärken“, so Julia Hürner, Co-Kuratorin & Projektleitung Passionswege.
Kreativität trifft Handwerk in Wien
Denn im Rahmen dieses kuratierten Formats lädt die VIENNA DESIGN WEEK jedes Jahr internationale und österreichische Designschaffende ein, mit Wiener Unternehmen zu arbeiten und auf Basis eines intensiven Wissensaustausches zusammen Projekte zu entwickeln. Gemeinsam und befreit von den Zwängen und Abläufen üblicher kommerzieller Arbeitsbeziehungen wird das Projekt unter kuratorischer Leitung der VIENNA DESIGN WEEK realisiert, die auch Honorar und Reisekosten trägt. Sind die Passionswege mit ihren offenen, moderierten Annährungsprozessen zwischen Unternehmen und Designschaffenden ein wichtiger und angesehener Bestandteil der VIENNA DESIGN WEEK, hat diese auch heuer wieder einige Unternehmen aus dem ersten Bezirk sowie aus dem diesjährigen Fokusbezirk Rudolfsheim-Fünfhaus in die Passionswege-Projekte eingebunden, dazu gesellt sich eine Station im Bezirk Mariahilf.
Glas, Inspiration, Designexperimente
So beschreiten im ersten Wiener Gemeindebezirk Jólan van der Wiel und J. & L. Lobmeyr gemeinsame Passionswege. Das in Wien ansässige Traditionsunternehmen, das seit 200 Jahren Glasgeschichte schreibt und heute in sechster Generation als Familienbetrieb geführt wird, erforscht seit jeher die Eigenheiten des Materials Glas. Dient das breite Firmenarchiv dabei als Quelle der Inspiration und führt nicht zuletzt der stetige Dialog mit Handwerkern, Gestaltern und Kunden zu Innovation, haben die Kuratorinnen den niederländischen Objektdesigner Jólan van der Wiel mit dem Label als Team verbunden. Wie Lobmeyr setzt auch der Designer seinen Fokus auf das Material, aber ebenso auf Naturphänomene – und daraus entstehen einzigartige Designexperimente.
Meisterliches Duett
Ebenso spannend wird das Duett von Radu Abraham mit Brücklmeier. Stempel, Schilder und Gravuren aus Meisterhand findet man im Hause Brücklmeier, das seit mehr als 100 Jahren auf traditionelle Kunstfertigkeit in Kombination mit modernem Industriedesign setzt. Im Zuge der Passionswege gastiert bei dem Unternehmen der 27-jährige rumänische Produktdesigner Radu Abraham, der in seiner Heimatstadt Cluj-Napoca, immerhin die weitgrößte City des diesjährigen Gastlandes Rumänien, an der Universität für Kunst und Design seinen Bachelor und Master absolvierte sowie Mitbegründer der Cluj Design Days ist. Seine Werke sind inspiriert von geometrischen Formen und klaren Linien. Diese präsentierte er vor allem auf der diesjährigen Romanian Design Week in Bukarest und man darf gespannt sein, was im Zusammenspiel mit Brücklmeier entsteht.
In Design-Glanz
Die Leidenschaft zu Silber ist – nomen est omen – gelebte Philosophie hinter und der Wiener Silber Manufactur, die seit über 100 Jahren auf traditionelles Wiener Handwerk mit Blick auf zeitgenössisches Design setzt. Aus Kooperationen mit österreichischen und internationalen Künstlern sowie Designern – nicht zuletzt im Rahmen der Passionswege – entstanden bereits eindrucksvolle Kollektionen. Heuer begehen und die traditionsreiche Manufaktur begeht heuer die Passionswege mit zerunianandweisz, alias Nadja Zerunian und Peter Weisz, die sich ebenso auf traditionelle Handarbeit spezialisiert haben. Seit 2014 ist das DesignerDuo für die ERSTE Foundation Roma Partnership in Zusammenarbeit mit RomaFamilien in Transsilvanien tätig. Ihre erzählerischen Assemblagen haben im vergangenen Jahr das Publikum der VIENNA DESIGN WEEK begeistert und rücken heuer im Zuge der Passionswege wieder ins Rampenlicht
Gesunde Symbiose
Spannend wird es auch im 6. Bezirk in Wien mit dem österreichischen Label pavillon_35 und der Saint Charles Apotheke. Die von Alexander Ehrmann in sechster Generation geführte Apotheke in Mariahilf sichtlich vom Stereotyp einer herkömmlichen Apotheke ab, teilt der Apotheker sein Wissen im Zuge der Passionswege mit Moya Hoke, Kristin Weissenberger und Günter Seyfried vom pavillon_35, die sich unter anderem mittels molekularbiologischer Prozesse dem Kunst- und Designfeld annähern. Dabei denken sie über Fachgrenzen hinweg und arbeiten spartenübergreifend, mit dem Ziel, ein Bewusstsein zu schaffen, dass aus Wissenschaft in Verbindung mit Kunst und Design etwas Innovatives entstehen kann – eine derzeit wesentliche Strömung im Designbereich.
Stark wie Horn
Heiß her gehen wird es bei der VIENNA DESIGN WEEK in puncto Passionswege insbesondere im 15. Bezirk. Wie bei Katharina Eisenköck (AT/UK) mit Petz Hornmanufaktur. Entsprechend dem Namen hat sich das in Wien ansässige Unternehmen dem faszinierenden Naturmaterial verschrieben, entwirft seit 1862 entwirft eine Vielfalt von Gegenständen und Schmuckstücken und Thomas Petz, der den Betrieb von seinen Großeltern übernommen hat und ihn heute führt, eröffnete vor Kurzem ein Geschäft in Graz. Die österreichische Designerin Katharina Eisenköck war bei ihrem Besuch in der Manufaktur von der traditionellen Arbeitsweise beeindruckt. Die österreichische Kreative, die in London lebt, dort Studium in Arts, Design and Environment am renommierten Central Saint Martins College absolvierte und als selbstständige Möbel- und Produktdesignerin arbeitet, setzt in ihren Kreationen auf die unterschiedlichste Materialien, vor allem Stein und Metall – und nun eben auch Horn.
Kupfer küsst Kreativität
Last, but not least, stecken auf Matthias Lehner und die Kupferschmiede Hegenbart Know-how und Kreativität zusammen. Der Traditionsbetrieb greift auf über 60 Jahre Erfahrung zurück, keine Bearbeitungsmethoden oder Materialien sind ihm fremd, und mit Roman Hegenbart führt ein echter Kupferschmiedemeister Ausbildung zum Maschinenbauingenieur, Kupferschmiedemeister und Schweißtechnologe nun das Unternehmen seit 1995 als alleiniger Geschäftsführer in vierter Generation. Für das Passionswege-Projekt arbeitet er nun mit Matthias Lehner zusammen. Der Münchner arbeitet in den Bereichen Möbel und Interior Design, wobei Tischkultur ebenso einen wesentlichen Platz in seiner Arbeit einnimmt. Mit hohem Anspruch an Qualität entwirft der kreative Deutsche, der seit 2011 sein eigenes Studio in der bayerischen Hauptstadt betreibt und bereits für Unternehmen wie Vista Alegre, Bolia, koziol und CHRISTIAN HAAS designte.
Und auch hier – wie bei allen anderen Projekten der „Passionswege 2017“ der VIENNA DESIGN WEEK darf man auf das Ergebnis der faszinierenden Kooperation von Wiener Unternehmen und internationalem Kreativen, von Handwerk und Design gespannt sein.
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