Völlig neue Welt
Die Installation „Hinter verschlossenen Türen“ von Vasku & Klug und Preciosa in der Wiener Hofburg sorgt für Furore. Sie lädt zu einer ungewöhnlichen Entdeckungstour. Und eröffnet neue Blickwinkel.
Die Wiener Hofburg ist bekannt. Der Touristenhotspot erstrahlt in diesen Tagen aber in etwas anderem Licht. Besser oder genauer gesagt das Foyer, das noch bis 16. November Schauplatz einer spannenden Installation von Vasku & Klug in Kooperation mit Preciosa Lighting ist. Das bekannte Wiener Architekturbüro, das zuletzt unter anderem das Präsentationskonzept zur österreichischen Design-Ausstellung „Confession of Design“ im Rahmen des Salone Internazionale del Mobile 2014 in Mailand kreierte, und der Kristallspezialist eröffnen mit „Hinter verschlossenen Türen“ eine völlig neue Welt: Sie entführen an einen verlassenen Ort und zeigen, was geschieht, wenn der Mensch nicht mehr da ist, die geordnete Struktur zu zerfallen beginnt.
Eindrucksvoll
Reichlich Sand – insgesamt 60 Tonnen – hat in den ehrwürdigen Hallen Einzug gehalten und scheint sich mit unsichtbaren Wellenbewegungen den Weg von allen Seiten in den Raum zu bahnen – in dünenähnlichen Formationen, an der Oberfläche geglättet von den Jahren der Stille nach Jahrhunderten hektischer Betriebsamkeit, ergänzt um acht reich verzierte Luster mit feinstgeschliffenen Kristallen, Archetypen imperialen Glanzes, aus stilistisch unterschiedlichsten Epochen, die aus den Sand- bergen herauszuwachsen und darin zu versinken scheinen, bevor sie, längst ihrer Funktion erhoben, endgültig verschwinden und das lange vor dem Gebäude selbst.
„Vom Menschen geschaffene und verlassene Räume – seien es Städte oder Gebäude – ermöglichen dem Betrachter die unverfälschte Wahrnehmung der Vergangenheit. Es ist ein eingefrorener Moment der Geschichte, der authentischer ist als die Aufbereitung in einem Museum.“
So halten Vasku & Klug und Preciosa mit der Installationen gewisser- maßen die Zeit an, blicken zurück und nach vorne, und motivieren die Besucher, ihrer Neugierde zu folgen, hinter jede Tür blicken zu wollen und jeden Winkel zu erkunden.
Alles anders
Irritierend und faszinierend sind die Prädikate, die die Installation „Hinter verschlossenen Türen“ auszeichnen. So mag die Idee von Vasku & Klug und Preciosa, die Wiener Hofburg, also das Foyer am Heldenplatz, zum „verlassenen Ort“ zu erklären, angesichts der festen kulturhistorischen Verwurzelung des über Jahrhunderte gewachsenen imperialen Pracht- baus auf den ersten Blick zwar irritieren, löst sich auf den zweiten aber in der Faszination auf, dass sich hier, im scheinbar Bekannten Unbe- kanntes, Neues entdecken lässt. Der Besucher taucht ein und wird Teil einer „historisch aufgeladenen“ Szenerie, in der Kristallluster in zeitge- nössischem Design mit großer Selbstverständlichkeit präsentiert werden.
Spezielles Spiel
Möglich wird dies dadurch, dass Alt und Neu nicht miteinander ringen, vielmehr geben sich Historie und Moderne hierbei auf besondere Weise die Hand. Und das Architekturbüro Vasku & Klug und der weltberühmte tschechische Kristallspezialist Preciosa erweisen sich dabei als kongeniale Partner. Mit der Installation zeigen sie ein spannendes Kunst-Stück, das noch bis 16. November das Foyer der Wiener Hofburg auf ungewöhnliche Weise belebt.