„Räume brauchen Persönlichkeit“
Sabrina Haindl lebt Innenarchitektur. Im reduziert-skandinavischen Design zuhause und zugleich detailverliebt, rockt sie mit „uniek“ die Interior-Welt und erweckt Räume zum Leben. Ästhetik verbindet sie mit Funktion, „Details verleihen dem Raum Persönlichkeit“, so die Innenarchitektin BÖIA.
Von Sylvia Pilar
Einen German Design Award zu gewinnen, ist wie ein Ritterschlag. Du hast gleich zwei Auszeichnungen erhalten. Für welche Projekte?
Für zwei ganz unterschiedliche. Einerseits für das Projekt „altbau [9]“, die Restaurierung einer 196 Quadratmeter großen Altbauwohnung, das als German Design Award Winner 2018 ausgezeichnet wurde. Zum anderen habe ich für „private spa [m&r]“, ein Badezimmer mit nicht einmal sechs Quadratmetern, eine German Design Award – Special Mention erhalten. Über beide freue ich mich natürlich sehr.
„Ich mag versteckte Akzente und Details, wo nicht jeder sofort weiß, was dahinter steckt.“
Zeigt dies auch deine „uniek“-Bandbreite – vom großen zum kleinen Ganzen?
Genau. Es muss nicht immer ein riesiges Projekt sein, sondern es kann auch aus kleinen Räumen etwas Tolles geschaffen geschaffen werden.
Innenarchitektur ist ein breiter Begriff und ein großes Feld. Hast du ein Spezialgebiet, hat sich eines heraus kristallisiert?
Es hat alles klein angefangen und hat sich so weiterentwickelt, dass mich Kunden gebeten haben, komplette Pläne zu erstellen und Projekte ganz zu koordinieren. Ich dränge mich nicht auf, sondern die Kunden treten an mich mit dem Wunsch heran, alles in die Hand zu nehmen, und das mache ich gut und gerne. Ich kann alles managen, habe gute Ideen, sauge alles auf wie ein Schwamm. Auch in der Nacht hört meine Kreativität nicht auf, ich träume von den Projekten und wache oft mit Lösungen auf. Vom Businessplan zu Beginn meiner selbstständigen Innenarchitektur-Tätigkeit ist nicht mehr viel übrig, das wirklich umgesetzt wurde, es hat sich anders, besser entwickelt.
„Es muss nicht immer ein riesiges Projekt sein, sondern es kann auch aus kleinen Räumen etwas Tolles geschaffen geschaffen werden.“
Seit wann bist du schon mit „uniek“ aktiv?
Selbstständig bin ich seit dem Jahr 2012, in dem ich „uniek“ mit einem Partner gegründet und es dann 2015 als Einzelunternehmen übernommen habe. Es war für mich eine mutige Entscheidung, aber meine Kunden haben mich immer unterstützt und mir vertraut. Im Jahr 2016 habe ich dann „altbau [9]“ und jenes Badezimmer geplant und realisiert, für die den German Design Award 2018 gewonnen und damit die Lorbeeren für meine Arbeit geerntet habe. Das hat mich bestärkt, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben und zu gehen.
Wie kommst du zu Kunden – oder sie zu dir?
Fast ausschließlich über Weiterempfehlung. Nur etwa zehn Prozent entdecken mich über die Homepage. Die Weiterempfehlung ist für mich das Um und Auf und auch die beste Werbung. Oft kommen Kunden dann auf mich zu, weil sie nicht mehr weiter wissen, wie sie einen Raum, meistens sind es Küche, Ess- und Wohnzimmer sowie Badezimmer, gestalten sollen. Dann komme ich ins Spiel, stelle viele Fragen, höre zu, plane mit den Kunden auf Augenhöhe, bereite mich intensiv vor, bin Troubleshooter für meine Kunden und manchmal Troublemaker für die Professionisten bei der Realisierung, so dass alles optimal passt. All das das sieht man den Projekten auch an.
„Auch in der Nacht hört meine Kreativität nicht auf, ich träume von den Projekten und wache oft mit Lösungen auf.“
Und dein Ansatz?
Ich verbinde das Ästhetische mit dem Praktischen. Ich selbst bin ein sehr praktischer Mensch, überlege, wie ich es gerne haben würde, und meine Kunden sind begeistert, weil ich wirklich an alles denke. Bei Gesamtplanungen zum Beispiel auch, wo der Fernseher bestmöglich positioniert wird, eine Schlüsselablage sinnvoll ist, wo Einkäufe abgestellt wird, wie Arbeitswege in der Küche kurz und effizient gehalten werden können. All diese vielen Dinge, die im Alltag wesentlich sind, aber meistens erst auffallen, wenn man tatsächlich darin wohnt, denke ich immer schon vorher mit und finde ästhetisch und funktional abgestimmte Lösungen. Vieles ergibt sich dabei im Laufe der Planung und Projekte. „Design follows function“, dieser Spruch trifft zu. Ich suche und finde die optimalen Produkte passend zu den Bedürfnissen und Wünschen.
Auf welche Marken setzt du?
Auf Marken, die auf Design und Funktion viel Wert legen. Auch Sonderlösungen sind mir wichtig, weil ich eigentlich immer welche einplane. Ich habe hohe Ansprüche, selbst und für meine Kunden, und ich suche mir die Marken und Produkte, die diese erfüllen können.
„Details verleihen dem Raum Persönlichkeit und drücken die Persönlichkeit der Bewohner aus.“
Wie würdest du deine Designhandschrift beschreiben?
Der rote Faden, der sich durch meine Projekte zieht, sind klare, praktische Linien, durchdachte Grundrisse und die Farben, pastellig mit Akzenten. Ich mag versteckte Akzente und Details, wo nicht jeder sofort weiß, was dahinter steckt. Eigentlich habe ich keine Ansprüche an das Design, sondern richte mich nach den Wünschen der Kunden und die sind manchmal eine ziemliche Herausforderung.
„I love details“, sagst du selbst. Sind Details das eigentlich Essenzielle?
Das finde ich schon. Details verleihen dem Raum Persönlichkeit und drücken die Persönlichkeit der Bewohner aus. Manchmal wissen es auch nur sie und ich, weil wir es so geplant haben. Genau das macht es für mich aus. Räume brauchen Persönlichkeit. Mit Details kann man auch viel aufpeppen, sie können sich wandeln, lassen sich verändern und so gibt es überall kleine Dinge entdecken.
Gestaltest du eigentlich auch einzelne Möbel?
Ich würde nicht sagen, dass ich sie „designt“ habe, aber einzelne Möbel habe ich bisher schon entworfen, wie Regale oder Sideboards für Projekte.
Welchen Stellenwert hat Innenarchitektur in Österreich?
Früher hat man sich alles vom Tischler machen lassen und er war der Innenarchitekt, mit den Möbelhäusern kam dann der Wandel. Ich glaube aber, dass Innenarchitektur langsam wieder mehr Stellenwert bekommt, nur sind wir noch nicht dort, wo wir sein könnten. Oft kommen Personen erst, wenn sie nicht mehr weiter wissen. Viele haben aber auch schon von ihrem Umfeld gehört, dass es besser ist, schon von Anfang an einen Profi zu beauftragen, der alles durchdenkt. Die Kosten-Nutzen-Frage wird leider oft nicht verstanden, sie beantwortet sich oft erst im Gespräch mit Familie, Freunden, Bekannten.
„Der rote Faden, der sich durch meine Projekte zieht, sind klare, praktische Linien, durchdachte Grundrisse und die Farben, pastellig mit Akzenten.“
Du bist ja Mitglied des BÖIA. Wie wichtig sind Netzwerke?
Ich habe ja die HTL Mödling absolviert und als ausgebildete Innenarchitektin wurde ich gefragt, ob ich Mitglied des BÖIA sein möchte. Ich dachte anfangs, es gehe um mein Unternehmen, es geht aber um mich als Person, als Innenarchitektin, und so bin ich dazu gekommen. Netzwerke zu haben, ist für mich und in meiner Arbeit natürlich sehr wichtig, sei es für den Austausch wie auch, um sich gegenseitig zu helfen und Kooperationen einzugehen, um große Projekte zu stemmen.
Welche Trends siehst du aktuell in der Innenarchitektur?
Stauraum ist auf jeden Fall ein Thema und zieht sich durch alle Räume. Lösungen, wie der vorhandene Platz effizient genutzt werden kann, sind sehr gefragt, und eine gute Raumaufteilung.
Zu Sabrina Haindl
Ing. Sabrina Haindl, Jahrgang 1986, hat die HTL Mödling für Innenraumgeschaltung absolviert, sammelte nach der Ausbildung Berufserfahrung im hochwertigen Einrichtungsbereich und machte sich 2012 mit „uniek/innernarchitektur“ selbstständig – zunächst mit einem Partner, seit 2015 ist sie auf Solopfaden kreativ und erfolgreich. In der Steiermark geboren, lebt und arbeitet Sabrina Haindl heute in Wien, ist Mitglied des BÖIA, aktuell in dessen Vorstand, und gestaltete zuletzt neben zahlreichen Projekten auch zwei Messe-Standkonzepte, u.a. für Orion Licht bei der Light + Building 2018. Im Sommer 2018 wird Haindl ihren neuen Schauraum in der Wipplingerstraße 15/8a eröffnen und arbeitet an den nächsten spannenden Projekten.
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