Ein Stuhl mit Charakter
International renommiert, schwingen die Architekten von Delugan Meissl Associated Architects auch und mit ebensolchem Erfolg die Möbeldesign-Feder. Dieser entfloss nun der Stuhl tendo.
Ein Interview mit Roman Delugan von Sylvia Pilar
WOHNDESIGNERS: Wie kommen Sie zum Möbeldesign?
Roman Delugan: Uns hat Industrial Design beziehungsweise Interior Design immer interessiert, weil wir es als integralen Bestandteil des Raumes sehen. Wir verstehen Architektur als ein Zusammenwirken aus verschiedensten Para- metern, die am Ende des Prozesses das Ergebnis bestimmen. Wir sprechen nicht von einem Objekt oder einer Skulptur, sondern von einem Organismus: Das Objekt tritt in einen Dialog mit dem Raum und vice versa.
WD: Welche Intention steckt dahinter?
RD: Es gibt eine Vielzahl an Objektstühlen am Markt und ich denke, jeder von uns ist schon einmal auf einem gesessen, erstmalig in der Schule. Wir haben sehr viel Zeit auf diesen verbracht und sie sind oft mit Attributen wie „anonym“, „austausch- bar“, „billig“, „massiv“, „schwerfällig“ und „gesichtslos“ besetzt. Diesen negativen Eigenschaften wollten wir etwas Besonderes entgegensetzen. Dabei ist auch das physiologische Moment für uns ganz wichtig, die Ergonomie, und wir sprechen auch von einem gewissen Sex-Appeal, den solch ein Stuhl auch ausstrahlen soll. tendo lässt sich sehr individuell gestalten, wurde also um eine persönliche Komponente erweitert.
WD: Sie kombinieren Holz und Edelstahl. Warum gerade diese beiden Materialien?
RD: Ein wichtiges Kriterium war für uns die Leichtigkeit. Durch die inte- grale Verbindung dieser filigranen Holzkonstruktion mit der Trage- struktur aus Edelstahl verkörpert tendo eine synergetische Einheit von Leichtigkeit und Stabilität. Material und Form generieren einen Schalensessel von hohem Sitzkomfort und optimaler Handhabung. Das heißt, es ist nach wie vor ein Objektstuhl, der alle entsprechenden Kriterien erfüllt. Gleichzeitig verleiht ihm die Gebarung vom Konstruktiven des Stahls mit Holz diese unglaubliche Filigranität.
WD: Welche Ziele hatten Sie vor Augen?
RD: tendo soll der Auftakt einer Möbelserie für den Wohn- und Objektbereich sein, die Konstruktion und Funktionalität auf ausgewogene Weise miteinander verbindet.
Die präzise Abstimmung der Materialeigenschaften, eine zuge- wiesene Funktion, eine Ressourcen schonende Dimensionierung aller Komponenten und die wirtschaftliche Herstellung eines Produktes sowie die Stapelbarkeit von bis zu zehn Stühlen mit oder ohne Arm- lehne waren dabei die Anforderung und Herausforderung zugleich.
WD: Welche Schwierigkeiten, aber auch Möglichkeiten haben sich eröffnet?
RD: Für uns war es die Chance, im Objektbereich einen Stuhl zu ent- wickeln, der unsere Vorstellungen von Funktion, Material, Ästhetik, aber auch Wirtschaftlichkeit optimal transportiert. Im Zuge der Pro- duktentwicklung gab es die üblichen Herausforderungen. Eine ganz besondere war dabei der absolut enge Radius, den wir gezogen haben. In der Kombination von Schale und Rückenlehne ist dieser einzigartig.
WD: Wo sehen Sie tendo?
RD: In jedem Lebensbereich, nicht zuletzt auch durch die Möglichkeit der Individualisierung mit verschiedenen Bezügen.
Roman Delugan ist Architekt und Mit-Gründer von Delugan Meissl Associated Architects. Das kreative Architekten-Quartett ist mit Delugan Meissl Industrial Design zunehmend auch im Bereich Design aktiv und gestaltet verschiedenste Produkte. Der Stuhl tendo entstand in Kooperation mit dem burgenländischen Objekt- und Designmöbelhersteller BRAUN Lockenhaus.