„SECOND LIFE“: Upcycling-Glas-Design
Wie viel Potenzial steckt in alten Glasflaschen? Die Herbstausstellung des WAGNER:WERK Museum zeigt unter dem Titel „SECOND LIFE. Upcyclingglasdesign aus Finnland“ mittels energiesparender Techniken aus Altglas gefertigten Produkte der Designer Jan Torstensson und Jukka Isotalo. Die Themen Upcycling, Glas und Ressourcenschonung rücken damit zeitgleich ins Rampenlicht.
Frisches Design aus ausgedienten Produkten – die „aus Alt mach Neu“-Philosophie hat, angeschoben von der Öko-Welle und vom Nachhaltigkeitsgedanken, neu an Dimension gewonnen und ist mehr denn je en vogue. Altgedientem, Ausrangiertem wird unter dem Begriff „Upcycling“ neues Leben eingehaucht, mit Kreativität und handwerklicher Fertigkeit werden aus Abfall- neue Designprodukte. Mit „SECOND LIFE. Upcyclingglasdesign aus Finnland“ zeigt das WAGNER:WERK Museum Postsparkasse bis 8. Oktober eine spannende Ausstellung, die mit den Kreationen der beiden Designer Jan Torstensson und Jukka Isotalo finnisches Design, Glas sowie die Themen Upcycling und Energieeffizienz in gleichem Maße in den Fokus rückt.
Schritte in die Zukunft
Die bei der im Rahmen des Schwerpunktprogramms Design initiierten Sonder- schau, mit der das WAGNER:WERK bereits zum fünften Mal an der Vienna Design Week teilnimmt, gezeigten Glasarbeiten verdeutlichen, welche Spuren sich durch die ökologischen und ökonomischen Debatten in den letzten Jahr- zehnten in die Material-Anschauung eingeschrieben haben. Re-Design und Recycling sind (überlebens)notwendige Schritte in eine Zukunft, von der noch sehr ungewiss ist, wie sie aussehen und mit welchen Materialien sie leben wird.
Werkstoff Glas
Glas sei einer der traditionsreichsten Recycling- und Re-Design-Werkstoffe, so Prof. Dr. Rolf Sachsse, der den Lehrstuhl für Designgeschichte und Design- theorie an der HBK Saar, innehat. Ressourcenschonung – ganz gleich in welcher Hinsicht – ist eines der Top-Themen von heute und morgen. Jan Torstensson und Jukka Isotalo, beide mehr durch Zufall zum Glasdesign und zum Recyclingglas gekommen, vereinen dies auf beeindruckende Art und Weise: Sie fertigen ihre modernen Glasprodukte äußerst energiesparend aus alten Glasflaschen. Eint sie das Ziel einer möglichst ökologischen Fertigung, beschreiten sie dabei unterschiedliche Wege.
Energiesparende Techniken
So entwickelte Jan Torstensson, ursprünglich Maschinenbauer, eigens Geräte und Öfen für die energiesparende und umweltfreundliche Fertigung. Dazu wird das Abfallglas zumeist nicht vollständig eingeschmolzen, sondern braucht nur erwärmt zu werden, um die von Torstensson entworfenen Formen entstehen zu lassen. Nicht nur für seine Entwürfe, sondern zusätzlich auch für seine Material- und Energie-sparenden Fertigungsmethoden –und die sich so eröffnenden neuen Möglichkeiten wurde er 2009 in Finnland ausgezeichnet.
Jukka Isotalo, studierter Industriedesigner und 2003 zum Kunsthandwerker des Jahres gekürt, hingegen verleiht alten Weinflaschen sogar ausschließlich mit sogenannten kalten Techniken, also ohne die Gläser zu erwärmen, ein völlig neues Äußeres und eine neue Funktion. Mit seiner Firma Evolum AG eine Vielzahl unterschiedlicher Gebrauchsgläser aus Altglas, das ihm die besten Restaurants in Helsinki zur Verfügung stellen und die upgecyclet in ebenso gehobenen Kreisen reüssieren. So zählen neben der Stadt Helsinki und dem Umweltministerium Finnlands zudem finnische Groß- unternehmen und Banken, aber auch internationale Marken wie etwa Rolls Royce zu seinen Auftraggebern.
Alt- als Zukunftsstoff
Mit den von Jukka Isotalo entworfenen Siegerpokalen für den Slalom-Weltcup in Levi 2009 stieg das finnische Upcycling-Glasdesign endgültig in den inter- nationalen Olymp auf. Sie seien „der Ritterschlag für die Altglasflasche“, so Uta Lauren vom Finnischen Glasmuseum Riihimäki, in Zusammenarbeit mit dem die Ausstellung „SECOND LIFE“ entstand.
So klein und fein die Sonderschau sein mag, steht mit den Arbeiten Jan Torstenssons und Jukka Isotalos, mit denen das weltberühmte finnische Glas- design eine neue Dimension erhält, auch Glas als facettenreicher Werkstoff zentral ins Rampenlicht. Upcycling und Ressourcenschonung in Form energie- effizienter, ökologischer Fertigung moderner (Design-)Produkte werden als Trend-Themen bewusst gemacht, denen es sich angesichts schwindender Ressourcen zu widmen gilt – und das schon besser heute denn erst morgen. Damit vermag auch diese Sonderschau des WAGNER:WERK Museum bei freiem Eintritt wieder mehr als „nur“ Design zu zeigen, sondern regt auch zum Nachdenken an.
„SECOND LIFE. Upcyclingglasdesign aus Finnland“ – Einblicke und Produkthighlights in Bildern