Eine Messe erfindet sich neu

Die größte Möbelmesse der Welt läutet wie jedes Jahr im April den Designfrühling ein. Das ist eine fixe Konstante. Was 2019 nicht mehr gleich ist, ist das Konzept. Eine positive Überraschung!
Von Barbara Jahn

Zwei Jahre noch, dann wird er 60: Der Salone Internazionale del Mobile verzaubert seit fast sechs Jahrzehnten seine Besucher und schafft es immer wieder zu überraschen. Kurz vor dem runden Geburtstag in zwei Jahren ist auch das wieder gelungen, denn mit dem Drehen an den richtigen Schräubchen haben es die Veranstalter geschafft, neue Impulse in das Geschehen zu bringen.

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So wurde beispielsweise der Salone Ufficio sanft in die Designhallen integriert, wo sich Unternehmen von ihren beiden starken Seiten, nämlich Objekt- und Privatbereich, präsentieren konnten. Ein cleverer Schachzug, geht doch der Trend Richtung Homeoffice und wohnliches Büro. Mit dieser Integration, die insgesamt jedem Aussteller auch mehr Luft und Raum verschaffte, wurden neue Hallenkapazitäten frei, die wiederum dem Design gewidmet wurden.

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Halle 22 und 24 mit dem Salone Satellite wurden unter dem Titel S.Project zum Magneten für Designliebhaber, denen man mit einem spannenden Potpourri quer durch alle Branchen – von Möbeldesign über Sanitär bis zur Raumausstattung – aufwartete. Hier wartete auch eine Sensation, mit der in den letzten Jahren oder vielleicht sogar Jahrzehnten keiner so wirklich gerechnet hatte: Der große Global Player B&B Italia ist auf den Salone zurückgekehrt und begeisterte nicht nur mit seiner Kollektion, sondern auch mit der Inszenierung sowie mit der neuen Kooperation mit den Leuchtenherstellern Flos und Louis Poulsen.

Eine Stadt auf den Beinen

In der Woche, in der ganz Mailand Kopf steht, ist wohl aber der Salone selbst der Superstar, der sich mit einem satten Plus von zwölf Prozent an Besuchern im Vergleich zu 2017, der vorigen Ausgabe in der Kombination mit Euroluce und Workplace 3.0, weiter steigern konnte. Doch auch außerhalb der Messe ging es rund, denn der Salone streckte auch im Stadtzentrum seine Fühler aus und überließ das Feld nicht nur den schicken Schauräumen und Galerien, die allesamt wieder mit unglaublichen Installationen von sich reden machen.

Der vielseitige Designer Mario Bellini, der im Laufe seines kreativen Lebens viele Designikonen schuf, wurde mit dem Special Lifetime Award ausgezeichnet – ein großes Danke der vielen Unternehmen, die die gute Zusammenarbeit, vor allem aber seinen innovativen Geist schätzen. Auch Leonardo da Vincis Visionen wurden mit einer eigenen Ausstellung gewürdigt: Im Jubiläumsjahr des großen Vordenkers zog AQUA, die Wasservision von Leonardo, über 2.000 Besuchern pro Tag in die Conca dell‘ Incoronata, die bei dieser Gelegenheit mit neuem Leben gefüllt wurde und eine perfekte Weiterentwicklung des Salone in der Stadt darstellt.

Was kommt

Bei den Trends matchen sich Technologie und Natur gewaltig, ohne jedoch auf gemeinsame Schnittpunkte zu vergessen. Fauna und Flora bleiben die größte Inspirationsquelle, der 3-D-Druck befindet sich auf dem Vormarsch, das Recycling von Materialien nimmt endlich nennenswerte Formen an und ist nicht bloß Gerede, zusätzlich werden Bio-Materialien generiert, die – so sagt man – das Gleiche können wie die künstlichen. Holz und Marmor sind weiter im Aufwind und versinnbildlichen das, was allgemein zum Trend erklärt wird.

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Zu gelten scheint ganz grundsätzlich: Dabei sein ist alles! Denn es wird zu jedem noch so eigenem Gegenstand ein Bezug zum Bauhaus in dessen Jubiläumsjahr hergestellt. Allerdings entstehen dabei auch wirklich spritzige Kreationen. Von Pantones Living Coral war übrigens wenig bis gar nichts zu bemerken, dafür setzt sich Samt und Leder umso mehr in Szene. Farbfavoriten bleiben relativ einstimmig aus, was durchaus begrüßenswert für das Auge des Betrachters ist. Statt quietschgelbe, grasgrüne oder lippenstiftrote Unis findet ein Mix der Farbpalette mehr Anklang in diesem Jahr, in dem die Möbelbranche absolut positive und stimmungsvoll einladende Signale von sich gibt.

www.salonemilano.it

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