Design bis ins kleinste Detail
Monica Armani ist eine Größe der internationalen Designszene. Mit ihren Kreationen sorgt die italienische Architektin und Designerin für Furore und misst stets selbst kleinsten Details hohen Wert zu. „Ich nenne es ‚Gleichsetzung der Details‘, weil keines von ihnen zu klein ist, um ignoriert zu werden“, so Armani. Dies unterstreicht sie unter anderem mit „GAIA“ für KFF.
Von Sylvia Pilar
Sie haben schon für und mit vielen großen, internationalen Labels gearbeitet. Für KFF haben Sie den Sessel „GAIA“ gestaltet. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
KFF hat mich gefragt, für eine komplette Stuhl-Kollektion zusammen zu arbeiten. Sie waren bereit, an einem internationalen Projekt zu arbeiten, also haben sie mich angerufen.
Der Sessel hat einen sehr feminen Touch, ist sehr sinnlich, ganz im Gegensatz zum aktuellen Trend zu minimalistischem Design. Was war Ihre Inspiration, Ihre Intention?
Bei der Gestaltung von GAIA habe ich an die Blütenblätter einer Blume gedacht.
Wie es in der Natur eben auch geschieht, erwächst das organische Markenzeichen in ganz unterschiedlichen Formen und Proportionen, in einem magischen Gleichgewicht. Die weiche und bequeme Rückenlehne ist ganz bewusst so entworfen, um uns an die Freude des Streichelns von Blütenblättern zu erinnern.
„GAIA ist das Ergebnis eines Crossovers organischer und ergonomischer Formen. Bei der Entwicklung dieser neuen Stuhlfamilie hatte ich eine Blume im Sinn, in deren Blütenblätter ich mich hineinfallen lasse.“
Betrachtet man GAIA, wirkt der Sessel insbesondere mit seinen Armlehnen natürlich. Wie sehen Sie Einfluss von Natur und Natürlichkeit? Wird sie immer wichtiger – im Look als auch in den verwendeten Materialien?
KFF ist ein sehr umweltbewusstes Unternehmen. Die Materialauswahl und der Produktionsprozess erfolgen sehr sorgfältig. Für die GAIA-Kollektion haben wir exklusives Leder gewählt, Stoffe von KFF-Stoffpartnern und Kvadrat, um eine umfangreiche Range bieten zu können, passend für jede Stimmung und Situation. Die Zusammensetzung der Materialien bei GAIAs Blütenblättern behält diese Philosophie bei.
„Vermutlich ist die Gestaltung eines Stuhls die größte Herausforderung für einen Designer.“
Ist Sitzen, sind Sessel etwas Emotionales?
Davon bin ich überzeugt. Wenn man auf einem GAIA-Sessel Platz nimmt, ist es ein unerwartetes Erlebnis, man fühlt sich wohl, umarmt und man kann nicht aufhören, die Blütenblätter der Armlehne zu streicheln. Die Form und die Materialien fühlen sich so angenehm an.
Dinieren und Loungen sind zwei Bereiche, die immer mehr zusammen wachsen, auch mit Stühlen. Wie sehen Sie diese Entwicklung? Ist es gewissermaßen eine „Evolution des Sessels“?
Dining- und Lounging-Bereiche werden immer mehr verbunden. Dieselben Merkmale bei den Stühlen und den Polsterstühlen zu haben, erzeugt einen anspruchsvollen Effekt und kann den Raum noch einheitlicher wirken lassen.
Sofas, Tische, Stauraummöbel und Sessel – was ist die Herausforderung bei der Gestaltung eines Stuhls?
Vermutlich ist die Gestaltung eines Stuhls die größte Herausforderung für einen Designer, als es ein so gut erforschtes Feld ist und richtig schwer, etwas Neues zu kreieren. GAIA ist aus dem Blütendesign entstanden, danach habe ich an der Balance all der anderen Details des Stuhls gearbeitet, um ein harmonisches Endergebnis zu erreichen.
Sie sagen selbst, dass Sie immer versuchen, eine einzigartige Sprache zu entwickeln, die es Ihnen ermöglicht, mit vielfältigen Realitäten zu arbeiten. Was ist diese „einzigartige Sprache“?
Wenn ich gestalte, leitet mich immer die organische Welt. Mein Hauptfokus liegt auf der Suche nach Harmonie zwischen klaren Merkmalen, Zweck, Innovation und dem Weglassen von Überflüssigem. Ich nenne es „Gleichsetzung der Details“, weil keines von ihnen zu klein ist, um ignoriert zu werden.
Es ist eine schwere Aufgabe, insofern als die einzige Chance, die wir beim Streben nach der Gestaltung authentischer, zeitloser Objekte haben, ist, jedes kleine Detail dessen zu beachten, was wir im Blick haben.
„Mein Hauptfokus liegt auf der Suche nach Harmonie zwischen klaren Merkmalen, Zweck, Innovation und dem Weglassen von Überflüssigem.“
Und die nächsten Projekte? Können Sie schon etwas verraten oder uns zumindest einen Hinweis geben?
Es ist eine tolle Zeit für meine Studio-Aktivitäten: Wir arbeiten an zahlreichen neuen Projekten, die mich insofern anregen, als sie mich viel entdecken und experimentieren lassen. Wir haben ein aktuelles Projekt im Lichtbereich, ein anderes dreht sich um akustischen Komfort, einen Teppich, eine Glaswaren-Kollektion und der Rest … nun ja … das ist noch geheim.
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Zu Monica Armani
Die Architektin und Designerin Monica Armani arbeitet in Trient und Mailand. Geboren 1964 in Trient, startete sie ihre professionelle Karriere an der Seite ihres Vaters, dem dem Architekten Marcello Armani, der ihr die Passion für Design und Planung, den Fokus auf das Detail und den Enthusiasmus, neue Ideen zu entdecken, mitgab. Seit 1996 entwirft sie erfolgreich Produktlinien, arbeitete für renommierten Möbellabels wie B&B Italia, Boffi, Luceplan, Tribù, Cassina, Molteni&C, Moroso, Poliform, Cappellini, Viccarbe und KFF, und ist auch im Architekturbereich erfolgreich.
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