Alles handWERK
Gestern, heute, morgen: „handmade“ steht im Fokus – ganz aktuell mit der Schau „handWERK. Tradiertes Können in der digitalen Welt“ im MAK.
Es ist ein Thema, das seit jeher, bis heute und wohl auch morgen die Welt bewegt: Handwerk. Mehr denn je steht es aktuell im Rampenlicht. Wortwörtlich mit der aktuellen Ausstellung „handWERK. Tradiertes Können in der digitalen Welt“, die noch mit 9. April 2017 in der MAK-Ausstellungshalle in Wien gezeigt wird. Das MAK stößt damit eine Reflexion zur Bedeutung und Wertschätzung des Handwerks als wesentlichem Bestandteil der materiellen Kultur und der kulturellen Identität an. In sechs Kapiteln spannt die umfassende Schau den Bogen von der Geschichte zu aktuellen europäischen Perspektiven, beleuchtet das ressourcenschonende Potenzial des Handwerks, zeigt Schnittstellen zu digitalen Technologien auf und präsentiert meisterliche Werkstücke aus verschiedenen Sparten.
Mega-Thema
Damit greift das MAK eine brandaktuelle Thematik au. Denn aktuell fallen die Begriffe „Handwerk“ und „handmade“ in der Werbung und in Lifestyle-Medien mit inflationärer Frequenz. Das „Maker Movement“ und die Do-it-Yourself-Bewegung sind enorm erfolgreich und schaffen einen weltweiten Hype. Global agierende Luxus-Labels setzen das Handwerk gezielt als Qualitäts- und Distinktionsmerkmal ein. Demgegenüber steht die Realität lokal agierender Handwerkern, die um Anerkennung und eine gerechte Bezahlung kämpfen.
Von gestern bis morgen
Das einleitende Ausstellungskapitel „Geschichte & Gegenwart“ widmet sich verschiedenen Aspekten rund ums Handwerk, dessen Status immer wieder zwischen hohem und geringem Ansehen wechselte. Die vielfältigen Exponate illustrieren diskursiv die gesellschaftliche Anerkennung des Handwerks über die Jahrhunderte, von der wortgewaltigen Verteidigung des Handwerks von Diderot über die Habsburger-Zeit bis zu zentralen Bewegungen wie Arts & Crafts, Wiener Werkstätte, Werkbund und Bauhaus.
Unter dem Titel „Perspektiven“ präsentiert das zweite Kapitel der Ausstellung europäische Initiativen und Institutionen, die neue Möglichkeiten im Dialog zwischen Handwerk und Design und in den Bereichen Ausbildung und Marketing eröffnen. Vorgestellt werden unter anderem das Crafts Council, der Werkraum Bregenzerwald in Österreich mit dem Wettbewerb „Handwerk + Form 2015“ sowie die Compagnons du Devoir aus Frankreich, die in Deutschland und der Schweiz beheimateten Akademien für Gestaltung.
Live erleben
Präsentiert das Kapitel „Material & Werkzeug“ mannigfaltige Materialproben und 95 Werkzeuge und erlaubt zudem eine begehbare Installation, unterschiedliche Proben natürlicher Materialien wie Stoffe, Leder, Holz, Metall und Keramik anzufassen und haptisch zu erfahren, zeigen in einer „Live-Werkstatt“, dem vierten Kapitel der Ausstellung, insgesamt 20 Handwerker vor Publikum täglich ihr Können. Abgedeckt wird ein breites Spektrum an Disziplinen: Von Schustern und Tapezierer über Hutmacher, Weber, Tischler und Koffermacher bis zum Geigenbauer und einen Kunstspengler bis hin zu einer Dirndlschneiderin.
Qualität & Exzellenz
stehen im fünfte Kapitel der Ausstellung im Fokus, das historische Objekte der MAK-Sammlung aktuellen handwerklichen Produkten aus 16 europäischen Ländern gegenüber. Gezeigt werden insgesamt 160 Exponate – Möbel, Tapeten, Fliesen, Teppiche, Bekleidung, Hüte, Handschuhe, Gläser, Besteck und Geschirr – von 50 HandwerkerInnen, darunter viele preisgekrönte Meister.
Starke Sache
Dem bedeutenden Faktor „Nachhaltigkeit“ widmet sich das abschließende Kapitel der Ausstellung. Hier werden die Themenfelder „Produktbiografien“, „Erbstücke“ und „Reparieren“ vorgestellt sowie fünf handwerklich gefertigte Wiener Produkte wie Eheringe aus fairem Gold aus der Werkstatt Alexander Skrein und die Porzellanserie RAW, die von Sandra Haischberger aus recycelter Porzellanmasse hergestellt wird, präsentiert und alle damit verbundenen Informationen zu Material und Herstellung offengelegt.
Einblicke
Flankierend dazu geben MAK-Mitarbeiterinnen Einblick in persönliche, alte Erbstücke, die sie noch immer mit Freude nutzen.
Zwei Filme zeigen, wie historische Verputze und Holzfenster fachgerecht und nachhaltig restauriert werden können, ein Forschungs-Lab der Wirtschaftsuniversität Wien unter Federführung von Prof. Martin Schreier erforscht mit Hilfe der Besucher Effekte rund ums Handwerk in Bezug auf das Kaufverhalten. Ein Video-Interview mit dem Soziologen Richard Sennett, dessen Buch The Craftsman (New Haven 2008) wichtige Impulse für die Ausstellung lieferte, beschließt die Präsentation.
Darüber hinaus liefert zudem eine ergänzend zur Ausstellung handWERK. Tradiertes Können in der digitalen Welt erschienene, gleichnamige Publikation Expertenwissen zum Thema Handwerk. Last but not least zeigen die im Zuge eines Fotowettbewerbs im Vorfeld zur Schau entstandenen, ausgewählten besten 20 Fotos, wie tief das Handwerk in der Stadt in Form von unzähligen Skulpturen, Symbolen, Hauszeichen oder Straßennamen verwurzelt und präsent ist.
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