Eine klare Bereicherung
Geometrisch, streng und schlicht sind die Inaya-Möbel von Rudolph M. Schindler. Gleich neun Kreationen bereichern nun das MAK in Wien.
Von Österreich in die Welt und „the other way round“: Rudolph M. Schindler ist zurück in Wien. Konkret einige der von ihm entworfenen Möbel. Mit den Inaya-Möbeln aus der Feder des in Wien geborenen Architekten, den es einst in die USA zog, präsentiert das MAK eine feine Erweiterung seines Bestandes und stellt im Rahmen der Reihe „SAMMELN IM FOKUS“ zu bereits fünften Mal eine rezente und wichtige Neuerwerbung oder Schenkung der Öffentlichkeit vor. Mit den neuesten neun Möbeln ist dabei ein weiterer Glücksgriff gelungen.
Architektonische Designfeder
So waren die Objekte, die dem aus Österreich stammenden Rudolph Michael Schindler 1946 in den Vereinigten Staaten entflossen und nun im Museum für Angewandte Kunst in Wien zu sehen sind, Teil einer Einrichtung für das Apartment von Beaty Inaya in Los Angeles, einer russischen Emigrantin, enthusiastischen Befürworterin moderner Architektur und persönlichen Freundin des 1887 in Wien geborenen, renommierten Architekten.
Die von ihm kreierten Inaya Möbel – ein Esstisch, ein Schminktisch, vier Stühle und drei Kommoden aus dem Spätwerk Schindlers – fanden 2014 Eingang in die Sammlung des MAK, das in der Erforschung und Verbreitung von Schindlers Werk seit Jahrzehnten eine Schlüsselrolle einnimmt. Und sie sind Sinnbild seines Designkonzeptes.
Straighte Schönheit(en)
Stets betont geometrisch und basierend auf Rechtecken, Quadraten und Halbkreisen ist das Möbeldesign des Wagner-Schülers, der in seinen architektonischen Entwürfen jedem Element eine räumliche Funktion innerhalb des Interieurs zuteilte, um den Raum – seinen eigenen Worten zufolge – zu „definieren und modellieren“. Ganz diesem Prinzip entsprechend, besitzen denn auch seine Möbelentwürfe eine besonders architekturale Wirkung. Klare Schlichtheit und geometrische Strenge charakterisieren die Inaya-Möbel und lassen die Handschrift des 1914 in die USA emigrierten Architekten und Gestalters deutlich zutage treten. Obwohl Schindler seinen eigenen charakteristischen Stil entwickelt hatte, verraten die Möbelstücke dennoch seine Nähe zum amerikanischen Architekten Frank Lloyd Wright, in dessen Büro er ab 1918 einige Jahre lang gearbeitet hatte.
Material mit Plus
Als Material für die Inaya-Möbel verwendete Schindler Sperrholz aus Douglasienholz, einen günstigen Werkstoff, der häufig in der Betonschalung zum Einsatz kommt. Um die Oberfläche des Holzes zu betonen und die Maserung stärker zur Geltung zu bringen, war es mit einer Stahlbürste abgerieben worden. Eine letzte Schicht, vermutlich aus Kalkfarbe oder ein Firnis, trug dazu bei, seine Textur noch deutlicher hervortreten zu lassen.
Revival
Sie erweisen sich als echte Schätze – nicht nur ob ihres Designs an sich, vielmehr tragen sie auch viel Geschichte in sich. Mehrere Veränderungen – in Form von farblicher Umgestaltung, Rekonstruktion, Schäden und Restaurierungen – sind für die Möbel im Verlauf der letzten Dekaden nachvollziehbar oder dokumentiert: Vermutlich in den frühen 1970er Jahren hatte Inaya ihre Möbel in ihrer Lieblingsfarbe Pink bemalt. Anlässlich der Ausstellung zu Schindlers 100. Geburtstag, Schindlerfest, im Jahr 1987 an der University of California in Los Angeles, wurden sie jedoch wieder in ihren mutmaßlich ursprünglichen Zustand gebracht. Nur ein Jahr später entstanden aufgrund einer Überschwemmung in Inayas Apartment Wasserschäden, deren Spuren 2014 von der Restaurierungsabteilung des MAK beseitigt werden konnten.
Im MAK FORUM
Einige Etappen haben die Möbelstücke bereits hinter sich, bevor sie das MAK erreichten, und erzählen Geschichte(n), insbesondere von Rudolph M. Schindler, seinem Architektur- und Designgeist. Zu erleben sind sie mit „SAMMELN IM FOKUS 5 – Die Inaya-Möbel von Rudolph M. Schindler“ von 3. bis 28. August 2016 im MAK FORUM des Museum für Angewandte Kunst in Wien.
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