„Licht hat es mir angetan“
Jung und dynamisch, weiß Karin Binder, B.A. genau, was und wohin sie will. Seit vielen Jahren ist sie mit ihrem Label ka.ma interior design aktiv und in der Innenarchitektur erfolgreich. Nun widmet sie sich vermehrt – auch – dem Produktdesign. Mit „3D Licht“ kreierte sie eine moderne, modulare Leuchtenserie, die bei der Österreich-Ausstellung im Zuge des „Salone Internazionale del Mobile“ in Mailand erstmals die internationale Bühne betritt. „Sie ist ein Atmosphären-Schaffer“, beschreibt das kreative Multitalent ihr leuchtendes Highlight und hat noch viele Ideen im Kopf – und viel vor.
Ein Interview von Sylvia Pilar
Innenarchitektin und Produktdesignerin – woher kommt deine Passion und Profession?
Meine ganze Familie ist eine Handwerksfamilie. Ich habe also von klein auf das Handwerk und viele Handwerksbetriebe, von der Kunstspenglerei bis zur Tischlerei, kennen gelernt, bin dadurch in diese Materie hineingewachsen und habe auch immer die verschiedenen Zugangsweisen zu Materialien gesehen. Für mich war es schon immer wichtig, dass Produkte auch eine Funktion haben. Viele Dinge waren für mich in meiner Kindheit voll in Ordnung, schön, aber nicht praktisch, und ich habe schon damals vieles umfunktioniert. Der Zugang zum Design war immer schon da, auch zur Innenraumplanung.
Und du hast dann auch diesen Weg eingeschlagen?
Ich habe dann das Studium der Innenarchitektur an der New Design University in St. Pölten absolviert, danach bei einer Innenarchitektin gearbeitet, ein bisschen hinein geschnuppert und geschaut, was in diesem Bereich möglich ist. Dabei habe ich viel im Privatbereich, insbesondere viele Küchen gestaltet, und Komplettplanung gemacht. Natürlich: Produkt- und Möbeldesign war bei mir immer dabei. Dann habe ich mich eben mit ka.ma interior design selbstständig gemacht. Ich plane nach wie vor sehr gerne, aber mein Herz gehört eigentlich mehr dem Produkt- und Möbeldesign.
Bist du primär im Produkt- und Möbeldesign oder der Innenarchitektur aktiv?
Sehr gemischt. Zurzeit ist es mehr Hospitality Design. Ich bin aber auch im Privatbereich aktiv, mache also Möbelentwürfe und Einrichtungen. Hier kommt wieder das Produktdesign dazu, ein Bereich, in den ich aktuell mit zwei Leuchten-Manufakturen in Verhandlung zu meinen neuen Produkten stehe und die mir helfen, diese umzusetzen.
Lässt sich schon abschätzen, wann die neuen Leuchten herauskommen werden?
Grundsätzlich nicht. Das dauert sicher noch einige Zeit. Erst einmal kommt der „Salone“ in Mailand und der ist natürlich super interessant, weil dort auch die größten Leuchtenfirmen in Italien vertreten sind, Leuchtenhersteller, die sich auch trauen, wirklich ‚anderes‘ Design umzusetzen.
Mit welchen Produkten wirst du denn beim „Salone“ in Mailand vertreten sein?
Meine Leuchtenserie 3D Licht Messing wird bei der Österreich-Ausstellung gezeigt. Grundsätzlich habe ich sie in Holz eingereicht, ausgewählt wurde die Leuchte dann aber in Messing, weil es ein neues Material ist, insbesondere bei Lampen.
Was ist das Charakteristische an deiner Leuchte?
Der Betrachter wird angezogen von dem Objekt, sei es von der Lichtfarbe oder auch durch ihre Dreidimensionalität. Es ist eigentlich eine optische Lichtillusion. Eingeschaltet schaut die Leuchte ganz anders aus, sie wird dreidimensional erkennbar, man erkennt durch das Licht die optische Veränderung.
Und wenn sie ausgeschaltet ist…
… ist sie wie ein Wandbild. Dann ist die 3D Licht ein Kunstobjekt. Eingeschaltet fungiert sie als indirekte Beleuchtung. Sie ist ein Atmosphären-Schaffer. Sie wird von der Leuchtenfirma wahrscheinlich in verschiedenen Farben umgesetzt und auch die Oberfläche ist frei wählbar. Kupfer, Messing, Holz, Stahl, pulverbeschichtet – alles ist möglich.
Ist sie für den Privat- und für den Objektbereich gedacht?
Für beides und überall, ganz egal ob im privaten Bereich oder auch größer Objekte beispielsweise in der Rezeption eines Hotels. Es kommt ganz auf die Oberfläche, auf die Abstimmung an. Die Leuchte ist einfach überall einsetzbar, auch in Relaxbereichen.
Sie wirkt modular. Geht es also auch um Modularität?
Genau. Sie ist frei gestaltbar, kann unterschiedlich angeordnet werden und ist größenvariabel. Durch die Rautenform und die Modularität kann sich jeder sein eigenes Lichtobjekt zusammen stellen.
Woher kam die Inspiration dafür?
Es war eine lange Entwicklung. Grundsätzlich haben mich Blüten und Blumen fasziniert, auch deren ‚Verformungen‘, also wenn sie sich öffnen und wieder schließen. Dadurch sind die geometrischen Formen zustande gekommen und neben der Leuchte ist gleichzeitig auch die „Rautenblume“ entstanden, eine Serie von Outdoor-Vasen, bei denen die Blütenöffnung ebenfalls gut zu sehen ist.
Licht scheint dich aber besonders zu faszinieren.
Licht hat es mir angetan, das Schaffen von Atmosphäre mit Licht.
Würdest du sagen, es ist dein Steckenpferd?
Geometrische Formen sind es auf alle Fälle. Da zieht es mich immer hin. Ich bin aber offen für alles, je nachdem wie eben die Inspirationen kommen.
Mit welchen Hoffnungen und Wünschen fährst du nun nach Mailand?
Dass viele Leute kommen und sich meine Leuchte anschauen – und österreichisches Design überhaupt. Bei der Ausstellung sind ja gute Designer vertreten, dadurch ist die Latte sehr hoch. Ich wünsche mir, dass meine Lampe internationale Bekanntheit bekommt.
Was hast du sonst bisher schon kreiert?
Unterschiedliches, von Sesselentwürfen über Produktdesign bis zu Outdoor-Lampen oder auch den Rautenblumen decken meine Projekte und Produkte alle Bereiche ab.
Wo sind deine Produkte sonst bislang erhältlich und zu sehen?
Grundsätzlich auf der Homepage, aber direkten Produktverkauf will und werde ich nicht anbieten. Natürlich mache ich für meine Projekte Möbelentwürfe, aber der Verkauf von Produkten, mit denen ich jetzt in den Markt hinaus gehe, in die serielle Produktion, wird über den Hersteller laufen. Da wird sich jetzt zeigen, über welche Plattformen, wo und wie die Hersteller sie vermarkten werden. Kleinere Firmen habe ich jetzt gezielt noch nicht angesprochen, weil ich den größeren Markt anpeile.
Wo findest du generell Inspirationen für deine Kreationen?
Überall. Meistens eigentlich in der Natur, beim Reisen. Oder bei Gebrauchsgegenständen, bei denen ich mir denke, dass es anders besser wäre. Aber natürlich auch durch den Kontakt mit Gleichgesinnten, egal ob es ein Designer, Tischler oder Grafiker ist.
Hast du also ein Team um dich?
Ich habe schon ein Netzwerk und arbeite mit einem Tischler, einem Werbearchitekten, einem Grafiker, einem Fotografen und einem Architekten zusammen. Wenn, dann manchen wir die Projekte gemeinsam. Es sind zwar meine Projekte und ich führe sie, hole mir aber Input und Hilfe. Vieles muss ja schnell gehen und das schaffe ich alleine nicht. Da bräuchte ich dann schon einen oder zwei Mitarbeiter. Im Moment kann ich aber so am besten arbeiten. Toll ist, dass wir in der Gruppe auch Workshops machen, also verlorene Materialien und Techniken wieder entdecken und zum Leben erwecken. Das ist ein spannendes Thema.
Wie kommst du eigentlich zu deinen Kunden – oder die Kunden zu dir?
Vieles ist Mundpropaganda, also durch Empfehlungen, aber natürlich auch durch die Homepage. Produktdesign für Unternehmen ist ein Bereich, in den ich erst eintrete, mit der Ausstellung der Wirtschaftskammer im ersten Schritt, ich möchte aber auch an Wettbewerben teilnehmen.
Ein gutes Stichwort. Welche Wettbewerbe hast du im Visier?
Verschiedenste. Zur Zeit schaffe ich es nicht, aber Outdoor-Wettbewerbe interessieren mich sehr und natürlich auch Wettbewerbe für Produktdesign in Deutschland wie jene des German Design Council.
Du hast schon aktuellen Projekte und Produkte erwähnt. Worauf dürfen wir uns noch freuen?
Es ist auch ein Holzstuhl geplant. Außerdem will ich die Outdoor-Serie weiterentwickeln. Die Entwürfe dafür sind schon erstellt, jetzt tüftle ich noch an der Umsetzung und den Materialien. Das braucht noch, aber der Outdoor-Bereich ist ein großes Segment, wo noch viel geht.
Welches Produkt würdest du überhaupt gerne mal gestalten?
Zum Beispiel eine Badewanne oder ein Vogelhäuschen, multifunktionell und aus neuwertigen Materialien.