Stabwechsel im GROHE Design Team
Das GROHE Design Studio hat mit Michael Seum einen neuen Chef. Mit Paul Flowers talkt er über Ziele, Aufgaben und gutes Design.
Beim GROHE Design Team gibt es neue Zuständigkeiten. Leise und unspektakulär verlief diese Rochade im Jahr 2015 bei der renommierten Weltmarke: Paul Flowers, bis dahin Leiter des GROHE Design Studios und dann zum Chief Design Officer bei LIXIL Water Technology (LWT) ernannt, wo er die Designaktivitäten aller LWT-Marken koordiniert, übergab das Zepter an Michael Seum, der als Vice President Design zu GROHE kam und seither das GROHE Design Studio in Düsseldorf leitet. Über ihre Zusammenarbeit, Herausforderungen und Ziele, aber auch „gutes Design“ plaudern die beiden engagierten Köpfe in einem Doppel-Interview.
Herr Flowers, nach zehn Jahren im GROHE Design Studio unterstehen Ihnen jetzt als Chief Design Officer bei LIXIL Water Technology neue Verantwortungsbereiche. Bei LWT sind Sie für das Design aller Marken zuständig, von GROHE und LIXIL/INAX bis zu American Standard und JAXSON. Wie sehen Ihre neuen Aufgaben aus und welche Herausforderungen müssen Sie meistern?
Paul Flowers: Menschen sind die wichtigste Ressource für eine Marke – das habe ich in meinen mehr als zwanzig Jahren Tätigkeit im internationalen Designbereich gelernt. In meiner jetzigen Funktion dirigiere ich unser Global Design Team und stelle sicher, dass in unseren Studios in Düsseldorf, New York, Tokyo und Bangkok die talentiertesten Menschenarbeiten. Außerdem will ich Kreativität stärker in den jeweiligen Unternehmenskulturen verankern, das Designbewusstsein steigern und den Wertbeitrag von Design sichtbar machen, wie wir es in den vergangenen zehn Jahren bei GROHE getan haben.
„Eine eigenständige Ästhetik ist wichtig“. – Paul Flowers
Eine große Herausforderung besteht sicherlich in der Unterschiedlichkeit der einzelnen Marken sowie den lokalen technischen Anforderungen und den spezifischen Designvorlieben in den jeweiligen Ländern. Wir wollen unsere Erkenntnisse über globale Trends teilen und zusammenführen. Gleichzeitig sind wir gefordert, die den einzelnen Marken zugrunde liegenden Werte zu pflegen. Eine eigenständige Ästhetik ist wichtig, damit sie sich gegenüber ihren jeweiligen Wettbewerbern durchsetzen können.
Ich empfinde es als großes Glück, dass ich die ganze Welt bereisen und so viele unterschiedliche Kulturen und Trends aus erster Hand kennenlernen kann. Durch solche Einsichten, Marktforschung und konsequente Kundenorientierung können wir unsere Produkte funktional und emotional aufladen.So werden sie von ihren Nutzern als relevant wahrgenommen und nachhaltig geschätzt.
War es nicht schwierig, den Staffelstab so einfach weiterzureichen und die Leitung des GROHE Design Studios jemand anderem anzuvertrauen?
Flowers: Wenn man so viel Leidenschaft, Zeit und Energie in etwas investiert hat, dann wird das für einen persönlich auch sehr wichtig. Ich hatte eine großartige Zeit bei GROHE und bin sehr stolz auf die Leistungen unseres Teams in den letzten zehn Jahren. Das Besondere an meiner neuen Funktion innerhalb von LWT ist aber, dass ich auch in Zukunft eng mit Michael Seum zusammenarbeiten werde, um die Marke weiterzuentwickeln. Ich habe mir sehr viel Zeit genommen, um jemanden wie Michael zu finden. Er ist hochmotiviert, unglaublich kreativ und verfügt über fundierte Erfahrungen aus der Designarbeit für verschiedene internationale Marken.
„Die Designvisionen des Studios werden konsequent bis in die Produktion umgesetzt.“ – Michael Seum
Herr Seum, Design gehört bei GROHE zu den wichtigsten Markenwerten und das GROHE Design Team hat in den vergangenen Jahren mehr als 200 Auszeichnungen gewonnen. Wie sieht Ihre Designstrategie für GROHE aus? Werden Sie den Fokus verändern oder wollen Sie die typischen Designmerkmale beibehalten?
Michael Seum: Bei GROHE ist man sich des spezifischen Wertes von Design sehr bewusst, der sich ja nicht zuletzt in den zahlreichen internationalen Auszeichnungen zeigt. Paul Flowers hat hier ein hochkarätiges Designteam aufgebaut und, was noch wichtiger ist, eine der effizientesten Kreativkulturen geschaffen, in denen ich je tätig war. Die Designvisionen des Studios werden konsequent bis in die Produktion umgesetzt. Dabei müssen in der Regel nur sehr geringe Abstriche an der originären Designidee gemacht werden und die Endprodukte sind spontan als GROHE Produkte zu erkennen.
Auch in Zukunft bleibt Design ein strategischer Werttreiber für die Marke und ich werde eng mit Paul zusammenarbeiten, um das sicherzustellen. Paul und ich teilen viele Philosophien, Methoden und Herangehensweisen bei der Gestaltung von Produkten und Markenauftritten. Ich bin froh über die Gelegenheit, mit diesem Team zu arbeiten und werde genauso diszipliniert wie mein Vorgänger an der Steigerung des Markenwertes arbeiten, indem wir starke emotionale Bindungen an unsere Produkte schaffen und die Marke durch herausragendes Design erlebbar machen.
„Unsere Produkte sollen auch die emotionalen Bedürfnisse unserer Kunden im häuslichen Bereich erfüllen.“ – Michael Seum
Bevor Sie zu GROHE kamen, haben Sie bereits für bekannte Unternehmen gearbeitet. Welche Herausforderungen sehen Sie in der Designarbeit für einen Sanitärhersteller? Gibt es spezielle Anforderungen, die bei der Arbeit mit dem Element Wasser zu berücksichtigen sind?
Seum: Aus meiner Erfahrung gibt es bei der Arbeit für jedes Unternehmen und jede Branche ganz eigene kategorienspezifische Herausforderungen, aus denen für den Designer dann reale Chancen für kreative Designarbeit erwachsen. Bei GROHE gilt es, die rationalen Verbrauchererwartungen zu übertreffen. Unsere Produkte sollen auch die emotionalen Bedürfnisse unserer Kunden im häuslichen Bereich erfüllen – von Ruhe und Entspannung bis hin zu Privatsphäre, Gesundheit und Wellness. In diesen Bereichen konnte ich bei Unternehmen wie Whirlpool, Procter & Gamble und Pepsico vielseitige Erfahrungen sammeln, die ich jetzt in meine Arbeit einfließen lasse.
„Wir arbeiten eng zusammen“. – Paul Flowers
Herr Flowers, wie definieren Sie die Eckpunkte Ihrer Zusammenarbeit mit Michael Seum? Was können Sie uns über die Tiefe und Inhalte Ihrer gemeinsamen Arbeit sagen?
Flowers: Michael ist sehr innovativ in seiner Herangehensweise sowohl bei Problemlösungen als auch beim Erkennen von Verbraucherbedürfnissen und den sich daraus ergebenden Marktchancen. Dies ist für eine Marke wie GROHE eminent wichtig und ich vertraue seinem Urteil hier 100-prozentig. Wir arbeiten eng zusammen und pflegen auch neben unseren festen wöchentlichen Meetings einen konstanten Dialog. Außerdem sorgen wir mit einer Reihe von Kreativwerkzeugen dafür, dass wir nach vorne arbeiten und unsere langfristige Strategie umsetzen. Zu diesen Tools gehören unsere klar definierten Markenwerte, unsere differenzierten Designstile, unsere typischen Produktmerkmale und unsere Design Quality Reviews. Damit verfügen wir über sehr objektive Instrumente für die Beurteilung und Steuerung der Arbeit unseres Düsseldorfer Design Studios.
Herr Seum, Sie sind mit dem GROHE Portfolio bereits gut vertraut. Haben Sie schon so etwas wie ein Lieblingsprodukt?
Seum: Vor meinem Einstieg bei GROHE habe ich mich bereits für die neue EssenceLinie bei der Renovierung meines Lofts in Chicago entschieden. Wenn ich heute ein anderes Produkt nennen müsste, wäre es GROHE Blue. Neulich habe ich gelesen, dass in den Weltmeeren bereits mehr Plastikabfälle als Fische herumschwimmen. Gleichzeitig werden überall Unmengen ungesunder Getränke konsumiert. Deshalb lieben unsere Kunden GROHE Blue – denn damit können sie die Verwendung von Kunststoff reduzieren und löschen ihren Durst mit frisch gefiltertem, gesundem Wasser, ganz nach Vorliebe mit oder ohne Sprudel.
„Gutes Design antwortet gesamthaft auf die Erwartungen der Kunden, ihre emotionalen und ihre an ihr Wohnumfeld gebundenen Bedürfnisse.“ – Michael Seum
Zum Abschluss eine Frage an Sie beide. Bitte vervollständigen Sie den Satz: Gutes Design ist ….
Flowers: Gutes Design entfernt das Überflüssige und rückt für den Nutzer die Dinge in den Fokus, die das Produkterlebnis verstärken. Gutes Design leitet den Anwender intuitiv dazu an, das Produkt oder die Leistung optimal zu nutzen. Es antizipiert seine Bedürfnisse und ermöglicht eine unverwechselbare emotionale Erfahrung, die unser Leben bereichert. Und gutes Design entsteht immer auch im Wissen um die wertvollen Ressourcen, die für die Herstellung, Verpackung, Logistik und Anwendung des Produktes anfallen.
Seum: Als Designer stehen wir immer unter Druck, neue, unverwechselbare, einzigartige, wiedererkennbare und aufregende Produkte zu schaffen. Gutes Design antwortet gesamthaft auf die Erwartungen der Kunden, ihre emotionalen und ihre an ihr Wohnumfeld gebundenen Bedürfnisse. Gutes Design erfüllt die Anforderungen unserer Kunden so, wie sie es erwarten und auch so, wie sie es eben nicht unbedingt erwarten.
Interview – Quelle: GROHE