Auf Trendsuche
begeben sich fünf aufstrebende Designer mit Stefan Diez. Im Blick: Die Bodengestaltung von morgen. Gezeigt werden die Trends auf der DOMOTEX.
Wohin geht der Trend? Diese kontinuierlich gestellte Frage ergründeten vor kurzem eine Riege junger gemeinsam mit einem weithin bekannten Designer und begaben sich auf Spurensuche. Die klare Antwort: Kreative Köpfe aus fünf Ländern, der Designer Stefan Diez und ein Workshop in seinem Atelier in München – das ist jener Stoff, aus dem die Trends in puncto Bodengestaltung entstehen. Anlässlich des neuen DOMOTEX-Formats „Young Designer Trendtable“ kamen die experimentierfreudigen Designer auf Einladung der Deutschen Messe und von Stefan Diez am 6. Juli in München zusammen. Bilge Nur Saltik aus der Türkei/England, Jane Briggs und Christy Cole aus Schottland, Klaas Kuiken aus den Niederlanden, Hanne Willmann aus Deutschland und Victoria Wilmotte aus Frankreich begaben sich auf Spurensuche und sind nun aufgefordert, sich für die DOMOTEX intensiv mit Böden auseinanderzusetzen. In den kommenden Monaten sollen die Gestalter substantielle Trends für die Branche entwickeln und diese auf der Weltleitmesse für Teppiche und Bodenbeläge, die von 14. bis 17. Jänner in Hannover in Szene geht, präsentieren.
Innovation, Authentizität und ein Plus
Ist der Blick also auf beides, die Bodengestaltung und die Zukunft, gerichtet, steckten die Kreativen bei dem Workshop erstmals die Köpfe zusammen. Dieser diente vor allem dazu, erste Themenkomplexe herauszuarbeiten, denen sich die Designer nun in den nächsten Wochen widmen. Darunter spielen innovative Materialien ebenso eine Rolle wie beispielsweise das Thema Authentizität oder außergewöhnliche Herstellungsverfahren wie digitale Drucksysteme für Boden-Designs und -Strukturen.
„Die Teilnehmer waren mir schnell sehr sympathisch, die zusammen ausgearbeiteten Themen machen den abstrakten Begriff ‚Innovation‘ für alle greifbarer – meines Erachtens ein großer Schritt vorwärts für die Innovations@DOMOTEX“, so Stefan Diez. „Der Workshop schließt die richtigen Pole zusammen: zum einen die Designer aus den verschiedenen Ländern und zum anderen eine internationale Messe wie die DOMOTEX. So kann etwas Fantastisches und Inspirierendes entstehen“, resümiert der renommierte Designer und Mentor bei dem neuen Konzept „Young Designer Trendtable“, das die bereits zum vierten Mal ausgerichtete Innovations@DOMOTEX um ein zukunftsweisendes Element erweitert.
Auf Spurensuche
Jetzt geht es jedenfalls tief „in medias res“:
Bis September 2016 haben die Designerinnen und Designer Zeit, um zu recherchieren, zu experimentieren, zu zeichnen und zu gestalten, ehe sie ihre Trendaussagen treffen. Im Jänner 2017 können sich die DOMOTEX-Besucher von den Ergebnissen der aufstrebenden internationalen Gestalter in einer von ihnen kuratierten Ausstellung inspirieren lassen sowie in einer Round-Table-Diskussion mit den Designern austauschen, die allesamt Spaß am Erforschen, am Spiel mit Materialien und an der Gestaltung der Zukunft sowie ihren eigenen kulturellen Hintergrund einbringen.
Faszination Material & Technik
So findet esignerin Bilge Nur Saltik, Mitbegründerin von Form&Seek, Inspiration sowohl in ihrer Heimat Türkei wie auch in London, wo sie 2013 ihren Abschluss am Royal College of Art in Produktdesign bei Tord Boontje erlangte. „Mich inspirieren Städte und bestimmte kulturelle Lebensmuster, also Gewohnheiten und Verhaltensweisen von Menschen“, beschreibt sie, nähert sich dem Thema Design vor allem unter kulturellen Gesichtspunkten an – in Kombination mit traditioneller Handwerkskunst unter der Verwendung neuer und alter Materialien und möchte in Sachen Bodenbelag vor allem den Bedürfnissen der Menschen gerecht werden – mit Hilfe der Auswahl passender Materialien und Techniken.
Material und Technik sind auch die Zutaten bei Klaas Kuiken. „Jeder meiner Entwürfe beginnt mit einer Faszination für eine bestimmte Technik oder ein Material und dem Drang, diese komplett zu verstehen, sie mir anzueignen“, erklärt der Niederländer, der sich seit seinem Abschluss an der ArtEZ School of Arts in Arnhem nicht nur die Rolle eines selbstständigen Designers, sondern auch die eines Handwerkers und neugierigen Erfinders aneignete. Das Thema Massenproduktion bewegt den kreativen Kopf dabei besonders – vor allem in Hinblick auf die Identität von Produkten.
Experimenteller Designzugang
Eine experimentierfreudige Offenheit gegenüber der Rohheit und Unregelmäßigkeit ausgewählter Materialien zeichnet wiederum die Arbeit des schottischen Designerduos Christy Cole und Jane Briggs aus. Die Entwürfe des Studios Briggs&Cole aus Glasgow sind geprägt von „Hand-made“-Techniken sowie von der Beziehung zwischen 2-D und 3-D, sie inspiriere „vor allem die Herausforderung, mit neuem Material zu experimentieren – immer in Hinblick auf die spezifische Umgebung“, wie Christy Cole feststellt. Und: Ein Bodenbelag muss für den Designer vor allem warm sein – in seiner Haptik, Beschaffenheit und Optik.
„Ich liebe es, zu experimentieren und Modelle zu bauen. Was für ein Produkt daraus entsteht, entscheidet sich oft im Prozess“, so Hanne Willmann, Absolventin der Universität der Künste Berlin im Fach Industriedesign, dieses Jahr bereits mit dem „German Design Award – Newcomer Finalist“ ausgezeichnet und Dozentin für Technologie und Konstruktion am Bauhaus in Dessau. Bei ihrer Arbeit widmet sie sich mit Vorliebe neuen und ungewöhnlichen Materialkombinationen und Herstellungstechnologien, Linoleum als Naturprodukt zählt derzeit zu ihren Lieblingsböden, da es sie an die klare Ästhetik des Bauhauses erinnert.
Liebe zum Limit
Last but not least komplettiert Victoria Wilmotte das „Young Designers Trendtable“-Quintett. Getrieben ist die studierte Innenarchitektin, die nach dem Masterprogramm für Produktdesign am Royal College of Art in London dann in Paris ihr erstes eigenes Designstudio eröffnete, von ihrer Hingabe zu ihrer Arbeit: „Ich liebe Prozesse und die Herstellung. Ich liebe Werkstätten, Organisation und Atmosphäre. Und ich liebe es, mit den Limits von Techniken zu spielen“. Wohl aus diesem Grund kann man ihre Entwurfsprozesse auch mit denen von Bildhauern vergleichen: Sie betrachtet Volumen und Leere, entfernt das Material, poliert Oberflächen so lange, bis die von ihr gewünschte Struktur, Haptik und Lichtbrechung erlangt sind.
Ein- und Ausblick
Ganz unterschiedlich sind also Inspirationen, Zugänge und Herangehensweisen der fünf Designer dieses nagelneuen Formats. Umso spannender also, welche Trends sie eruieren und dann auf der kommenden DOMOTEX 2017 in Hannover präsentieren werden.
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