Kreativität hoch zwei
Möbel- und Designgeschichte haben Helmut Lübke und Peter Maly geschrieben – jeder für sich und gemeinsam. Zweiter feierte nun sein Jubiläum.
Wenn zwei kreative Herzen gemeinsam schlagen, ist das Ergebnis eine besondere Designstory. So auch bei Peter Maly und Helmut Lübke. Beide haben Möbel- und Designgeschichte geschrieben. Als Unternehmer und COR-Geschäftsführer von 1954 bis 1994 hinterlässt Helmut Lübke, der am 10. Juni 2016 seinen 80er gefeiert hätte, bleibende Fußstampfen in der Designlandschaft, Gestalter Peter Maly feierte am 19. August seinen 80. Geburtstag. Gemeinsam schufen sie Klassiker und haben über Dekaden hinweg nicht nur die deutsche, sondern auch die internationale Wohnkultur beeinflusst.
Von Anfang an
Eindrucksvoll ist das Portfolio an raffinierten Möbeln, die Malys Feder und Lübkes Label verließen und für Furore sorgen.
Die enge Zusammenarbeit zwischen Peter Maly, der bis heute mit dem gleichnamigen Studio in Aumühle bei Hamburg erfolgreich ist, und Helmut Lübke, der am 3. Oktober 2006 verstarb, beruhte dabei auf klaren Prinzipien, der Zugehörigkeit zu derselben Generation und einer ähnlichen beruflichen Herkunft. Beide begannen ihre Laufbahn mit einer handwerklichen Ausbildung als Tischler.
Das erste Ergebnis ihrer langjährigen Kooperation für COR erschien 1969 mit Trinom, ein zeitgenössisches, fast poppiges Sitzmöbel aus farbigem Kunststoff und bequemen Polstern. Es sollte nicht die einzige Kreation bleiben, Modelle wie Zyklus, Cirrus, Tabo, Attendo und Circo folgten.
Inspirierender Meilenstein
Ebenso wie das Jahr 1984, das beide als Meilenstein erachteten. „Vor ein paar Monaten, es ging damals um den COR-Messestand für Mailand, möblierten Sie den Modellbau spaßhalber mit dem Puppenstuben-Sessel Ihrer Tochter Laura“, schrieb damals Helmut Lübke, Firmeninhaber in Rheda-Wiedenbrück, an Maly in Hamburg.
Zufall und Zeilen mit Wirkkraft. Denn genau dieses Spielmöbel inspirierte den Unternehmer zu einem leichten und transparenten Sitzmöbel, das auch in kleinen Räumen für großzügige Optik sorgt: „Was wäre dafür besser geeignet als ein graziles Rohrgestell?“
Aus dieser Idee entstand der Sessel-Klassiker „Zyklus“, der in seinem Zusammenspiel aus geometrischen Formen, Kreisen, Kreissegmenten und Stahlrohr ein echter Maly-Entwurf.
Design als Chef-Sache
Diese Begeisterungsfähigkeit von Helmut Lübke schätzt Peter Maly noch heute: „Wenn er Feuer und Flamme für ein Projekt war, blieb er dran. Er machte Design zu Chefsache, sein Sohn Leo hält es genauso.“ So entstehen aus dem Dialog zwischen Hersteller und Gestalter bei COR kontinuierlich Erfolgsmodelle, zu denen Maly mit den Sesseln „Circo“ und „Zyklus“ besondere Beiträge geleistet hat. Stets betont der Designer, er entwerfe Industrieprodukte, keine Einzelstücke, folge seiner gestalterischen Konzeption, berücksichtige aber auch wirtschaftliche Aufgabenstellungen. „Ein Designer trägt auch Verantwortung dafür, dass ein Unternehmen mit seinen Entwürfen Geld verdient“, formulierte Helmut Lübke diese Ansicht vor zehn Jahren. Er habe beobachtet, dass vielen der Mut zur ruhigen Form fehle.
„Geometrische Elementarformen, Kreis, Quadrat, flaches Rechteck, veralten nicht, aus ihnen können immer wieder neue Formen entwickelt werden.“ – Peter Maly
Maly hingegen könne abstrahieren und würde eine erkennbare Handschrift zeigen, die er behutsam für COR und auch für interlübke einsetze. Dieser wiederum stellt fest: „Geometrische Elementarformen, Kreis, Quadrat, flaches Rechteck, veralten nicht, aus ihnen können immer wieder neue Formen entwickelt werden.“
Weniger geometrisch verlief Malys Lebensweg. Nach Vertreibung aus dem böhmischen Geburtsort Trautenau, Schulbesuch in Herborn, Tischlerlehre und Studium der Innenarchitektur in Detmold wird Maly 1960 Mitglied der Zeitschrift „Schöner Wohnen“. Zehn Jahre später eröffnet er in Hamburg ein eigenes Studio für Design und Innenarchitektur. Die 70er-Jahre seien keine starke Zeit gewesen: „Ich konnte auf dem gesamten Klavier spielen, kannte aber die eigene Melodie noch nicht.“
Design, ganzheitlich gedacht
In den achtziger Jahren findet Peter Maly sein Leitmotiv: Der Ansatz ist ganzheitlich, seine Entwürfe stellen sich zunehmend als Gesamtwerk dar – auch in der Konzeption von Messeständen, Showrooms und Fotoproduktionen. Seit 2006 widmet sich Maly zudem Möbelentwürfen, die den Geist des alten Japan widerspiegeln, um sie mit der europäischen Moderne zu verbinden. Ein puristischer Wohnstil, die Verbindung von Haus, Garten und Natur faszinieren ihn nach wie vor. Und noch etwas: Die Liebe zum Wasser, die Nähe zum Natürlichen verbindet ihn mit Helmut Lübke bis heute.
Design, Mensch, Nachhaltigkeit
Die Liebe zum Wasser, die Nähe zum Natürlichen verbindet ihn mit Helmut Lübke bis heute. Dieser erweiterte den Designgrundsatz „form follows function“ auf seine Art:
„Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen, ein Sitzmöbel, in dem man nicht gut sitzt, stellt kein gutes Design dar. Ökologie ist ein weiteres Kriterium: Ausgezeichnete Qualität und verantwortlicher Umgang mit unseren Ressourcen sind unabdingbar. Wegwerf-Produkte kann sich die Menschheit nicht leisten.“
Beide haben sich in ihrer Arbeit immer gegen den optischen Verschleiß gewendet und stimmten darin überein, dass Design in seiner Formensprache über der Zeit stehen muss.
„Worte belehren, Beispiele aber reißen mit“ – Helmut Lübke
Genau in diesem Einklang zweier kreativer Herzen und Köpfe entstanden jene besonderen Kreationen, mit denen COR nicht nur Geschichte, sondern Zukunft schrieb.
Mit stets unerschütterlichem Optimismus und festen Grundsätzen meisterte Helmut Lübke, der mit 18 Jahren COR mitbegründete und vierzig Jahre erfolgreich führte, alles – Präsidiums- und Verbandstätigkeiten sowie geschäftliche Herausforderungen. Ein Unternehmer müsse Vorbild sein: „Worte belehren, Beispiele aber reißen mit“. In dieser Haltung hat er nicht nur COR zu einer renommierten Marke aufgebaut und interlübke nach schwierigen Jahren wieder zum Erfolg verholfen, sondern auch als Präsident des Rates für Formgebung dem deutschen Design weit über die Möbelbranche hinaus Ansehen verschafft. Dank seiner westfälischen Beharrlichkeit ist ein fruchtbarer Dialog mit herausragenden Designern entstanden. Die Beziehung Lübke-Maly führte zu einer Arbeitsgemeinschaft, zu tiefer Freundschaft – und zu echten Klassikern.
Spotlight
Einige dieser Designkreationen von gestern für morgen stehen auch bei der Ausstellung „PETER MALY – Arbeiten aus vier Jahrzehnten // Vom Konzertflügel bis zum Stahlrohrsessel: Moderne Klassiker und neueste Produkte“ im Rampenlicht. Von 25. November 2016 bis 21. Jänner 2017 steht der kreative Gestalter damit im designxport Hamburg im Fokus.
Und die COR Sitzmöbel Helmut Lübke GmbH & Co. KG hat das nächste Kapitel der einzigartigen Designstory schon aufgeschlagen und füllt dieses mit außergewöhnlichen Möbeln.
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