Kreativer Design(er)-Reigen
Design in Hülle und Fülle wartet mit der blickfang Wien. Rund 130 Aussteller zeigen dabei ihre innovativen Kreationen. Ein erster Einblick.
Alles, wirklich alles dreht sich um Design, wenn die blickfang Wien 2015 ihre Türen öffnet. Von 30. Oktober bis 1. November verwandelt die renommierte Designmesse die österreichische Bundeshauptstadt wieder zum Nabel der Designwelt und wird auch heuer ihrem Ruf voll und ganz gerecht. Denn rund 130 Austeller werden daran teil- und im MAK Wien Aufstellung nehmen. Mit im Gepäck haben sie spannende Designkreationen.
Enthüllen sie diese erst vor Ort, macht ein erster Einblick eines schon jetzt glasklar: Die blickfang Wien lockt auch bei ihrer diesjährigen Ausgabe mit einem bunten Mix – in puncto Designer und Labels, die aus verschiedensten Designbereichen und aus unterschiedlichsten Ländern kommen, ebenso wie mit frischen Innovationen quer durch die Möbel-, Schmuck- und Modepalette.
Skulpturales Sitzmöbel
So wird Rene Siebum ganz besondere Sitzgelegenheiten präsentieren. „Als ich begann, an meinen Stühlen zu arbeiten, habe ich gesessen. Mehrere Tage in Folge saß ich morgens drei Stunden auf dem Boden, wie bei einer Meditation“, erzählt der niederländische Designer die Ursprünge, wie er zu den Möbeldesigns kam.
Blieb schlussendlich der besondere Eindruck zurück, dass die Wirbelsäule einerseits beweglich und schlank, andererseits belastbar und stark ist, übersetzt er diese Inspiration in spezielle Sitzmöbel, denen die zugrunde liegende Idee nicht auf den ersten Blick als solche anzusehen ist. „Rene Siebums Sitzgelegenheiten wirken wie Skulpturen und scheinen keine besondere Funktion zu haben – bis man sich setzt“, zeigt sich der etablierte Schweizer Designer Charles Job begeistert.
Als Juror der MINI Designpreis Jury suchte er im April die besten Designer der blickfang Basel – und wurde mit Rene Siebum fündig, der als MINI-Designpreisträger mit Unterstützung der Botschaft des Königreichs der Niederlande seine Entwürfe persönlich auf der blickfang Wien präsentieren und verkaufen wird. Seine raffinierten Möbel kommen dabei mehr als gut an: Bei der blickfang Basel waren die „Spine Stools“ schon am zweiten Messetag ausverkauft.
Stammtisch revisited
Mit einer spannenden Tisch-Kreationen lassen wiederum Nina Ruthe-Klein und David Antonin vom Design Studio Niruk aufhorchen.
Ist der Stammtisch der Urbegriff des vertrauten Zusammenseins – auch für die beiden kreativen Köpfe– ist ihr „Stammtisch, anders als der Archetyp in Kneipen, jedoch nicht für drinnen gedacht.
Die runde Tischplatte, die sich über einen Spanngurt an Bäumen, Masten oder Brückengeländern befestigen lässt, ist der optimale Begleiter für Freiluftliebhaber. Im Rahmen des Vöslauer Urban Gardening Corner präsentieren die beiden Designer aus Deutschland ihren Entwurf nun erstmals in Österreich.
Dabei ist der Stammtisch nicht der einzige verblüffende Entwurf des Design Studio Niruk, vielmehr hat das Duo auch einen an verschiedenste Tischplatten anklemmbaren Kinder-Hochsitz im Gepäck und begeistert zudem mit einer kleinen Glaskollektion.
So unterschiedlich die Kreationen sind, ist ihnen eines gemeinsam: Sie sind allesamt Niruk-typische, spielerische Lösungen für Alltagsprobleme, die jeder kennt.
Einfach anders
Eine spezielle Verbindung gehen auch Japan, Indochina, Wien und Berlin ein. Sie sind die Koordinaten, in deren Mitte das Duo von Other Objects arbeitet.
Bringt die gebürtige Wienerin Wie-yi Takasaki Lauw indochinesische Einflüsse mit, hat ihr Mann und Geschäftspartner Simon Takasaki Lauw japanische Wurzeln und in ihrem Berliner Studio übersetzen die Fotografin und der Architekt ihre Kulturen und klaren Ästhetik-Vorstellungen in Möbelentwürfe, die alle mit einem besonderen Twist daher kommen: So ist beispielsweise die Platte des Beistelltisches „Modern Batik I“ gefräst. Das Muster ist einerseits dekorativ, andererseits einfach praktisch, indem durch die Vertiefungen nichts mehr vom Tisch rollt. Bei „Modern Batik II“ wiederum hüllen Stoffe Bücher und Zeitschriften in ein kunterbuntes Gewand – und zwar nicht irgendeines. Immerhin entwickeln die beiden Kreativen die Prints selber und setzen sie in Wachs-Batik-Technik um.
Modischer Hingucker
Zu diesen und vielen weiteren Designinnovationen in puncto Möbel und Interieur gesellt sich bei der blickfang Wien eine große Vielfalt anderer Kreationen – wie aus dem Bereich Mode. So präsentiert die Wiener Designerin Lisa Losch ihre außergewöhnlichen Kapuzen-Overalls, die Bequemlichkeit und Style verbinden. Während ungewöhnliche Stoffe und mitunter ein tiefer Rückenausschnitt als Hingucker wirken, bieten weite Schnitte und große Kapuzen Geborgenheit. Der Schritt von Einzelstücken zu einer Kleinserie ist geschafft und seit letztem Jahr gibt es die Overalls zu kaufen – und nun auch bald auf der blickfang Wien.
Nachhaltig stilsicher
Mit außergewöhnlichen Stücken zeigt auch Pauline Treis auf und beweist mit ihrem Label Jungle Folk, dass nachhaltige Mode nicht zwangsläufig in Europa produziert werden muss. Die Züricherin lässt ihre Kollektionen aus peruanischer Biobaumwolle und kolumbianischer Seide vollständig in Kolumbien fertigen – von Näherinnen, die wegen Guerillagewalt in die Stadt Medellin fliehen mussten, und dort mithilfe von Mikrokrediten versuchten, eine eigene Existenz aufzubauen. Gewann sie damit den MINI Designpreis „Mode & Schmuck“ der blickfang Wien 2014, ist sie nun mit der neuen Kollektion „Moon Safari“ zurück, die mit gedeckten Tönen und gewohnt hoher Qualität dazu einlädt, stilsicher Gutes zu tun.
Viel und mehr
All dies und noch viel mehr wartet auf der blickfang Wien. Darf man also gespannt sein, mit welchen innovativen Kreationen die rund 130 Aussteller aufzeigen, macht schon dieser kleine Einblick Gusto auf die bekannte Designmesse, die mit aller Design- und Designervielfalt von 30. Oktober bis 1. November im MAK in Wien in Szene geht.