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Der funktionelle „Eyecatcher“ der Küche

Obwohl die Spüle bei der Küchenarbeit der wichtigste Platz ist, nimmt sie bei den Verbrauchern bei der Planung einer neuen Küche zuweilen einen untergeordneten Stellenwert ein. Dabei ist Spüle ist nicht gleich Spüle. Individualität wird für die Konsumenten immer wichtiger und eine Spüle mit Armatur kann das Aussehen der Küche wesentlich beeinflussen. Eine besondere Aufgabe für die Designer. WOHNDESIGNERS sprach mit Oliver Kuch, Industrie-Designer bei BLANCO.
Von Gerhard Habliczek

 

Wo liegen die besonderen Herausforderungen beim Designen einer Spüle? Man ist ja vom Maß bzw. vom Material her ziemlich eingeschränkt.

Oliver Kuch, Industrie-Designer bei BLANCO. © BLANCO

Maßliche Restriktionen sind natürlich gegeben, schließlich muss die Spüle ja ins Küchenraster passen. Das ist aber gerade das Spannende, innerhalb eines abgesteckten Rahmens neue Ideen und Konzepte zu entwickeln.
Bei Blanco stehen die Nutzungsanforderungen der Kunden immer an erster Stelle. Gern hinterfragen wir Gewohntes und versuchen, das Optimum an Funktionalität – also zum Beispiel im Sinne von ergonomischer Beckenanordnung – und ansprechendem Design zu erreichen. Der Kunde muss bei seiner Arbeit an der Spüle unterstützt werden und wünscht sich eine Lösung, die zu ihm passt. Gleichzeitig orientieren wir uns an aktuellen Einrichtungstrends, die in unsere Modelle einfließen.

 

Jede Gestaltung muss materialgerecht sein und mit der Produktform harmonieren.“

 

Das Wissen um verschiedenste Fertigungsverfahren und die Besonderheiten sowie Grenzen der verwendeten Materialien gehört zum Handwerkszeug eines Industrie-Designers. Jede Gestaltung muss materialgerecht sein und mit der Produktform harmonieren. Hier arbeiten wir eng mit den Entwicklungsabteilungen und Werken zusammen – auch um das Machbare weiterzuentwickeln und über die Grenzen hinauszugehen.

 

Wie wird man Spülen-Designer?

Viel Funktionalität auf kleinem Raum: Das Beckenmodell Etagon mit integrierter Stufe. © BLANCO

Ich habe Industriedesign studiert. Mein Kontakt zur Designabteilung entstand im Rahmen eines Semesterprojektes zwischen meiner Hochschule und Blanco. Damals wurden die drei besten Konzepte prämiert und ich war einer der Gewinner. Als Blanco mir nach Abschluss des Studiums eine Stelle angeboten hat, mußte ich nicht lange überlegen. Nunmehr bin ich schon 17 Jahre im Unternehmen und finde das Thema Küche-Spüle-Armatur immer noch so spannend wie zu Anfang.
Eine Küche braucht schließlich jeder und die Ideen gehen uns zum Glück nicht aus. (lacht.)

 

In welche Richtung geht der Trend beim Spülendesign?

Mehr Wohnlichkeit steht ganz klar im Fokus, man sieht das an der Zunahme offener Küchen. Wenn man vom Wohnraum aus auf die Küche schaut, so soll diese nicht nach nüchternem Funktionsraum aussehen. Also orientiert sich die Küchenbranche mittlerweile stark an verschiedenen Einrichtungsstilen aus dem Wohnbereich. Auch wir beobachten die Entwicklung der Wohnstile und Trends ganz genau, mit einem eher längerfristigen Horizont. Denn unsere Produkte müssen aktuell und zeitgemäß sein, aber nicht kurzlebig-modisch.

 

„Wir sehen die Spüle immer in der Kombination mit Armatur und Zubehör. Daher reden wir lieber von Spülcenter.“

 


Im Rahmen von Trendanalysen untersuchen wir systematisch die unterschiedlichen Stile und ihre jeweiligen charakteristischen Merkmale und entwickeln hieraus die Konzepte. Dazu gehört auch die Abstimmung passender wohnlicher Spülen-Farben und Oberflächen von Armaturen.
Ein aktueller Trend ist der hin zu Unterbaubecken; auch er hat seinen Ursprung in der offenen Planung. Ein untergebautes Becken ist weniger sichtbar und lässt mehr universell nutzbare Arbeitsfläche stehen. Dass dabei viele Funktionen verloren gehen, wie sie eine Spüle mit Abtropffläche bieten kann, merkt der Kunde vielleicht erst später.
Daher entwickeln wir Beckenkonzepte, die dem Nutzer möglichst viel Funktionalität auf kleinem Raum bieten; das betrifft die Konstruktion an sich als auch die Bereitstellung von durchdachtem Zubehör. Ein schönes Beispiel ist das Beckenmodell Etagon mit integrierter Stufe, das wir jüngst auf den Markt gebracht haben und das die Kunden begeistert.

 

Im Rahmen von Trendanalysen untersuchen wir systematisch die unterschiedlichen Stile und ihre jeweiligen charakteristischen Merkmale und entwickeln hieraus die Konzepte. Dazu gehört auch die Abstimmung passender wohnlicher Spülen-Farben und Oberflächen von Armaturen.“

 

Wie sehen Sie den Stellenwert der Spüle in einer Küche?

Perfekt abgestimmt: Das Spülenmodell Collectis XL 6 S. © BLANCO

Wir sehen die Spüle immer in der Kombination mit Armatur und Zubehör. Daher reden wir lieber von Spülcenter. Wenn man selber mal beobachtet wieviel Zeit man in der Küche am Spülcenter verbringt, wird einem schnell klar, dass Spüle und Armatur tatsächlich der zentrale Platz in der Küche sind.
Uns selbst bezeichnen wir gern als Systemanbieter, denn das Denken in Systemdesign ist unsere Philosophie, die dahinter steht. Ein Spülcenter kann sich je nach Stil sehr elegant und dezent im Hintergrund halten, zum Beispiel als Unterbaubecken. Es kann bewusst den Stil der Küche aufgreifen und verstärken, sich in Farbe und Material abheben oder umgekehrt, perfekt in das Umfeld einfügen. Besondere Eyecatcher können Aufsatzbecken oder Module sein, die die Architektur des Raumes aufgreifen.

 

Sind Spülen und Armaturen vom Design her zu trennen?

Wie bereits angesprochen, denken wir bei unserer Arbeit in Systemen und sehen Spüle und Armatur als Einheit. Das zeigt sich häufig in der feinen Abstimmung von Formen und Radien. Und dies gilt auch unter funktionalen Aspekten und der Abstimmung auf weitere Komponenten. Das Spülenmodell Collectis XL 6 S ist ein aktuelles Beispiel. Hier wollten wir Spüle, Zubehör und Abfalltrennsystem in Form und Funktion so anpassen, dass das Sammeln und Verwerten von Schnittabfällen bei der Speisenvorbereitung so einfach wie möglich wird. Und ich kann Ihnen verraten – so viel Funktion in einer Spüle unterzubringen war gestalterisch auch eine echte Herausforderung. Collectis ist die erste Spüle, die wir um eine Schale herum konzipiert haben.

 

www.blanco.at


Über Oliver Kuch
Oliver Kuch ist seit 2000 bei Blanco und startete seine berufliche Laufbahn bei Blanco direkt nach dem Studium. Im Laufe der Jahre hat er seinen Verantwortungsbereich stetig erweitert. Neben der Entwicklung neuer Modelle ist er für die Farbkonzeption für Silgranit- und Keramik-Spülen zuständig.


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